Süddeutsche Zeitung

Tesla:Erkaltete Liebe

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Die Saudis sichern sich wohl im großen Stil gegen einen Kursrückgang der Tesla-Aktie ab. Und Firmenchef Elon Musk braucht bald viel Geld, um eine Anleihe zurückzuzahlen.

Von Hans von der Hagen, München

Was war das für eine Aufregung, als Tesla-Chef Elon Musk andeutete, er könne den Autohersteller von der Börse nehmen. Die Anleger wussten gar nicht, was sie von der Nachricht halten sollten - immerhin kam sie lapidar per Twitter. Später machte Musk deutlich, dass für seinen Tweet das Interesse des saudische Staatsfonds ausschlaggebend war. Der hatte, so schrieb es Musk im August 2018 im Blog der Firma, in den vergangenen zwei Jahren Musk wiederholt auf eine Privatisierung angesprochen.

Derzeit scheinen die Saudis keine großen Hoffnungen mehr in die Kursentwicklung der Tesla-Aktie zu setzen: Nach Angaben der Financial Times (FT) soll der Staatsfonds, auch Public Investment Fund (PIF) genannt, seinen Anteil von 4,9 Prozent an Tesla wohl mit Hilfe einer US-Bank gegen einen Kursrückgang abgesichert haben. Das Blatt nennt den 17. Januar als Datum für die Aktion und beruft sich dabei auf vier Personen, die Kenntnis von dem Geschäft haben sollen. Noch immer halte der Fonds aber seinen Anteil. Nachprüfen lässt sich das nicht ohne Weiteres: Musk selbst schrieb der FT in einer Mail: "Nach bestem Wissen gab es seit Monaten keinen Kontakt mit dem PIF." Und weiter: "Ich dachte, sie haben möglicherweise ihre Aktien verkauft. Wir wissen nicht, ob sie überhaupt welche besitzen."

"Ich dachte, sie haben möglicherweise ihre Aktien verkauft."

Offiziell erfasst ist der Anteil des Fonds jedenfalls nicht: In den Daten der Finanzagentur Bloomberg finden sich unter den größten Tesla-Eignern neben Musk selbst nur Großinvestoren wie etwa die T. Rowe Price Group, Baillie Gifford oder Fidelity. Wann und zu welchen Preisen der Staatsfonds Papiere gekauft hat, ist unklar. An dem Tag, an dem die Saudis ihren Anteil absicherten, ging die Aktie mit rund 347 Dollar aus dem Handel. Seither ist der Kurs um rund 15 Prozent gefallen.

Der Staatsfonds, der die saudische Wirtschaft unabhängiger vom Ölgeschäft machen soll, verwaltet nach Bloomberg-Daten derzeit ein Vermögen von 152 Milliarden Dollar - angelegt größtenteils bei Firmen im Nahen Osten und Afrika, aber auch zum Beispiel bei US-Unternehmen wie Uber. Beaufsichtigt wird der Fonds vom saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Nach der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Kashoggi hatten prominente Vertreter aus dem Westen dem Fonds den Rücken gekehrt, berichtete das Wall Street Journal unlängst. Die Nähe zum Kronprinzen ist heikel geworden. Gut möglich, dass das auch die distanzierten Worte Musks im Hinblick auf eine Tesla-Beteiligung des Fonds erklärt. In einem Interview mit dem Internet-Magazin Recode antwortete Musk auf die Frage, ob er jetzt noch Geld von den Saudis nehmen würde: "Wahrscheinlich nicht."

Bald wird Musk freilich wieder viel Geld benötigen: Für die Rückzahlung eines Kredites muss Tesla Anfang März 920 Millionen Dollar aufbringen. Hinter dem Kredit steckt allerdings eine besondere Anleihe: Sollte der Aktienkurs bis dahin kräftig steigen, darf Tesla den Kredit teils in Aktien zurückzahlen.

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Quelle:
SZ vom 30.01.2019
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