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Tankflugzeug-Auftrag:EADS vor Rückzug von Pentagon-Deal

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EADS sieht keine Chance mehr, den Tankflugzeug-Auftrag des Pentagons zu gewinnen - und droht mit dem Ausstieg aus dem Verfahren.

Ein Auftrag des amerikanischen Verteidigungsministeriums hält die beiden Flugzeughersteller EADS und Boeing bereits seit etlicher Zeit in Atem. Das Pentagon möchte seine Tankflugzeug-Flotte modernisieren und die beiden Rivalen wetteifern darum, wer den Auftrag bekommt. Nun geht der Zoff in die nächste Runde. Denn EADS und sein US-Partner Northrop Grumman drohen mit ihrem Ausstieg aus dem Bieterverfahren, weil das Pentagon den US-Rivalen Boeing bevorzuge.

In einem Brief an den Chef-Einkäufer des US-Verteidigungsministeriums schreibt Northrop-Präsident Wes Bush, es sei eine "klare Präferenz" für ein kleineres Flugzeug zu erkennen als für den angepassten Airbus A330, den Northrop mit EADS ins Rennen schicken will. Das Pentagon sei zu sehr auf den Preis fixiert und nicht ausreichend auf die technischen Daten der Tankflugzeuge.

Eigentlich hatten Northrop Grumman und EADS den Auftrag im vergangenen Jahr bereits in der Tasche, Boeing ging aber erfolgreich dagegen vor: Der Rechnungshof des Kongresses erklärte das Vergabeverfahren für fehlerhaft und empfahl dem Pentagon die Neuausschreibung. Bei dem Mega-Auftrag geht es um 179 Tankflugzeuge.

Gerüchte um Krisenflieger

Daneben beschäftigt noch eine weitere Baustelle EADS - der Militärtransporter A400M. Der Krisenflieger sollte bereits längst fertiggestellt sein, stattdessen verzögert sich das Projekt weiter. Jetzt droht EADS Medienberichten zufolge Deutschland und anderen Bestellerländern mit einem Stopp des verzögerten Militärtransportflugzeugs. EADS dementierte die Meldungen umgehend. "Über einen möglichen Ausstieg ist mir nichts bekannt", sagte ein Sprecher.

Die Wirtschaftswoche berichtete unter Berufung auf Rüstungskreise, dass die EADS-Tochter Airbus den Druck auf die Bundesregierung bezüglich finanzieller Konzessionen erhöht und Airbus-Chef Tom Enders mit der Einstellung des Projektes gedroht habe.

Für Mittwoch ist ein Treffen der beteiligten Staaten in Berlin geplant, auf dem eine Einigung gefunden werden soll. Bis Jahresende wird eine Lösung angestrebt. Insgesamt haben sieben Nationen 180 Maschinen bestellt. Entwicklungsprobleme und daraus resultierende Lieferverzögerungen sowie Kostensteigerungen haben das Milliardenprojekt heftig ins Schlingern gebracht. Nach jahrelanger Verzögerung soll das Militärtransportflugzeug nun in der zweiten Dezemberwoche zu seinem Jungfernflug abheben.

Deutschland und Frankreich hatten Hersteller Airbus erst kürzlich zu finanziellem Entgegenkommen ausgefordert. Airbus fordert seinerseits Zugeständnisse der Bestellnationen. Entgegen den üblichen Gepflogenheiten wurde für die A400M ein Festpreis von 20 Milliarden Euro vereinbart.

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