Süddeutsche Zeitung

El Capitan:Supercomputer soll alternde US-Atomwaffen sichern

Im Kampf gegen Krebs soll er auch helfen: Der neue Superrechner El Capitan ist angeblich schneller als die 200 schnellsten von heute.

Von Helmut Martin-Jung, München

Sie nennen ihn "El Capitan", nach jenem mächtigen Felsvorsprung im Yosemite-Nationalpark. Und mächtig ist er tatsächlich, der neue Supercomputer, den der Technologiekonzern HPE und der Prozessorhersteller AMD zusammen entwickeln. Wenn er 2023 in Betrieb geht, soll er schneller sein als die 200 schnellsten Supercomputer von heute zusammen. Auch den derzeitigen Klassenbesten, genannt Summit vom Konkurrenten IBM, wird El Capitan um den Faktor zehn übertreffen.

Er schafft erstmals eine Leistung von zwei Exaflops. Das "Flops" steht für floating point operations per second, also Gleitkomma-Berechnungen pro Sekunde, die Vorsilbe Exa für Trillion. HPE, der aus der Aufspaltung von HP entstandene Hardware-Konzern, versucht die gigantische Zahl so zu verdeutlichen: Würden alle Menschen auf der Erde pro Sekunde eine Rechenaufgabe erledigen, wären sie acht Jahre lang beschäftigt, das auszurechnen, wozu El Capitan eine Sekunde braucht.

Betrieben werden wird die Anlage vom Lawrence Livermore Laboratory, das der US-Atomsicherheits-Behörde untersteht. Hauptaufgabe des neuen Superrechners wird sein, mit aufwendigen dreidimensionalen Simulationen die Sicherheit des alternden Atomwaffenarsenals der USA zu überprüfen. Ein weiteres Anwendungsgebiet soll die Entwicklung von Krebsmedikamenten sein.

Wie viele neuere Supercomputer basiert auch El Capitan auf einer Kombination von herkömmlichen Prozessoren und Grafikprozessoren, die bestimmte Berechnungen schneller und energiesparender ausführen können. Auch für diese neue Maschine der Superlative wird aller Voraussicht nach gelten: Was heute ein Supercomputer kann, passt überübermorgen in ein Smartphone.

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Quelle:
SZ vom 06.03.2020
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