Süddeutsche Zeitung

Sun und Oracle:Brüssel schießt quer

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Verkommt die Sun-Übernahme durch Oracle zum Rohrkrepierer? Die EU-Kommission hat Bedenken geäußert - und gefährdet nun den kompletten Sieben-Milliarden-Dollar-Deal.

Die EU-Kommission hat sich offiziell gegen die Übernahme des Server-Spezialisten Sun Microsystems durch den Softwarekonzern Oracle gestellt. In einer vorläufigen Beurteilung sprach die Kommission von einer möglichen Gefahr für den Wettbewerb. Das Sieben-Milliarden-Dollar-Geschäft ist damit wieder offen.

Rückendeckung aus dem US-Justizministerium

Die Kommission befürchte vor allem einen Rückschlag für den Wettbewerb im Datenbanken-Bereich, wie Oracle und Sun mitteilten. Oracle warf der Kommission im Gegenzug vor, den Markt für Computer-Datenbanken nicht zu verstehen - und kündigte Widerstand an. Brüssel wiederum verteidigte sich. Ein Sprecher von Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes wies Oracles Vorwürfe als "oberflächlich und vordergründig" zurück. "Wir haben eine Reihe von Beschwerden von Kunden bekommen und müssen diesen nachgehen", sagte er.

Die US-Regierung machte sich für die Übernahme stark. Das Justizministerium erklärte, der Wettbewerb werde nicht unter der Übernahme leiden und Verbraucher hätten noch immer genug Auswahl bei Datenbank-Produkten. Das Ministerium formulierte die Hoffnung, dass sich die Unternehmen zügig mit der Kommission einigen könnten. Die Frist für eine Entscheidung der EU-Kommission läuft bis zum 19. Januar.

Das US-Finanzministerium hatte die 7,4 Milliarden Dollar schwere Übernahme bereits gebilligt. Die ablehnende Haltung der EU-Kommission war absehbar, nachdem sie bereits in den vergangenen Wochen Bedenken gegen den Deal angemeldet hatte. Die Brüsseler Behörde sieht den Wettbewerb vor allem dadurch bedroht, dass Oracle mit der Übernahme auch die Software MySQL bekommt.

Oracle betont, dass MySQL eine quelloffene Software sei und deshalb von niemandem kontrolliert werden könne. Außerdem gebe es im Datenbanken-Markt weltweit mindestens acht starke Wettbewerber, darunter auch IBM und Microsoft.

Der SAP-Konkurrent Oracle wollte die Übernahme von Sun ursprünglich Ende August abschließen und erhielt dafür bereits das "Go" von den US-Behörden. Schon im September hatte Oracle-Chef Larry Ellison die EU-Wettbewerbsbehörde für die Verzögerung des Geschäfts kritisiert und erklärt, Sun verliere deshalb rund 100 Millionen Dollar im Monat.

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