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Studie:Mindestlohn ist kein Job-Killer

Die Befürchtungen waren groß, aber offensichtlich unbegründet: Der Mindestlohn hat nicht massenweise Jobs vernichtet. Wohl aber sind die Preise für Güter und Dienstleistungen nach oben gegangen, seitdem Arbeitnehmer Anspruch auf mindestens 8,50 Euro Stundenlohn haben. Zu diesem Schluss kommt, etwas verkürzt dargestellt, eine repräsentative Studie, für die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung mehr als 16 000 Betriebe im Land befragt hat.

Tatsächlich hätten nicht einmal fünf Prozent der vom Mindestlohn betroffenen Betriebe Mitarbeiter wegen der neuen Lohnuntergrenze entlassen, ergab die Untersuchung. Mehr als zehn Prozent der Firmen hielten sich jedoch auch mit Neueinstellungen zurück. Damit hätte es seit Einführung des Mindestlohns Anfang 2015 bis zu 60 000 Beschäftigungsverhältnisse mehr geben können, hätte es diesen nicht gegeben, schreiben die Forscher. Wie viele davon allerdings Minijobs - und damit nicht sozialversicherungspflichtig - gewesen wären, lasse sich nicht beziffern. Insgesamt habe sich die gute Arbeitsmarktentwicklung der vergangenen Jahre damit auch 2015 mit einem Plus von rund 436 000 Beschäftigten fortgesetzt.

Mindestlohn treibt die Preise

Anstatt Mitarbeiter vor die Tür zu setzen, hätten viele Unternehmen lieber die Arbeitszeiten soweit möglich verkürzt - und die Preise erhöht. Im Schnitt machte fast jeder fünfte Betrieb seine Waren oder Dienstleistungen teurer, so das Ergebnis der Studie. In Ostdeutschland verlangte sogar ein knappes Viertel der Firmen mehr von den Kunden. Und weitere knappe acht Prozent planen noch Preiserhöhungen. So dürfte es wohl weitergehen: Spätestens Anfang 2017, wenn der Mindestlohn auf 8,84 Euro steigt, werden die Betriebe wohl wieder reagieren.

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