Süddeutsche Zeitung

Sparen:Können wir mal über Geld sprechen, bitte?

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Das Sparen bekamen wir schon von klein auf beigebracht. Aber wie damals funktioniert es heute, in Zeiten des Nullzins, nicht mehr. Unser Autor zieht Bilanz.

Von Max Scharnigg

Ich wurde in der Überzeugung erzogen, dass man alles schaffen kann, wenn man nur frisch und fröhlich ans Werk geht und Bundesschatzbriefe hat. Im Alter von elf Jahren hielt ich dann nicht nur Bundesschätze, sondern auch einen kleinen Sparbrief, einen kleinen Bausparvertrag und zwei Sparschweine. Dass ich mir unter Bundesschätzen einen piratenmäßigen Goldhaufen vorstellte - egal. Im Grunde tue ich das heute noch. Nur dass ich schon lange keine Bundesschätze mehr habe, keinen Bausparvertrag und kein Sparbuch, alles irgendwann aufgerieben.

Die drei Säulen, auf die meine Mutter einst meine Zukunft stellte, sind in den letzten zwei Jahrzehnten unbedeutend geworden. Es wird bisweilen sogar davor gewarnt, sein Geld noch an einem dieser Orte anzulegen. Und nicht nur das, Sparen an sich, diese Grundtugend der alten BRD, ist irgendwie in Verruf geraten.

Geldvermehrung funktioniert - nur nicht mehr so wie früher

Spätestens seit man das Wort Bank immer nur noch zusammen mit den Wörtern Krisen und Stresstest kennt, seit den weltweiten Crashs und Rettungsschirmen, ist das ehemals grenzenlose Vertrauen in den örtlichen Sparkassenberater weg und jeder Ratschlag in Sachen Geld wirkt plötzlich vergiftet.

Wenn es heute um das Thema Sparen geht, ist schließlich immer nur Griechenland gemeint und nie die kleine Mann und sein Vermögen. Der weiß nur, dass er auf seinem Sparbuch keinen Zinsen mehr bekommt und sich die Lebensversicherung nicht mehr lohnt, seit die Leitzinsen dauerhaft im Keller sind. Die Deutschen, für die die hohe Kante mal heilig war, haben sich deshalb in den letzten Jahren zu neuen Super-Konsumenten entwickelt, frei nach dem Motto: Lieber weg, bevor es welkt.

Aber ist das große Prassen nicht genau der falsche Schluss aus der Nullzinspolitik? Denn angesichts der prekären Weltlage und unserer hohen Lebenserwartung sind Sparen und Vorsorge doch eigentlich immer noch ziemlich gute Ideen. Nur wie und wo? Wie soll man sich im Dschungel der Vorsorgemöglichkeiten für das Richtige entscheiden? Wer die große Unsicherheit in Finanzdingen einmal bei sich selber auslotet, der stellt fest: Viele Probleme entstehen heute schon deshalb, weil wir immer noch nicht genügend über Geld reden und jeder sich sein eigenes Netz zur Altersvorsorge knüpfen muss. Und natürlich, weil wir immer noch so denken wie unsere Eltern, die ihr Geld ganz einfach auf der Bank vermehrt haben. Dabei wären auch heute die ersten Schritte zur leisen Geldvermehrung eigentlich immer noch ziemlich einfach. Sie führen nur nicht zwingend zum Sparkassenberater.

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