Süddeutsche Zeitung

Smartphone:So billig ist das neue iPhone in der Herstellung

Lesezeit: 2 min

Von Morten Luchtmann

Das neue iPhone SE ist deutlich günstiger als das größere 6s, trotzdem dürfte Apple seine Gewinnmarge für das Gerät erfolgreich hoch halten. Das zeigt eine Analyse der Einzelteile des Telefons.

Die amerikanische Beratungsfirma IHS hat herausgefunden, dass die 16-GB-Variante des SE in der Herstellung 160 Dollar kostet. In amerikanischen Apple-Stores verkauft das Unternehmen das iPhone jedoch für knapp 400 Dollar, schlägt also 240 Dollar obendrauf. Um den Gewinn pro iPhone auszurechnen, müssten allerdings noch sämtliche andere Kosten für Vertrieb, Marketing oder Forschung abgezogen werden - und die sind unklar. Die IHS-Analysten widersprechen einer früheren Schätzung eines Analysten von RBC Capital Markets, nach der das SE den Konzern in der Herstellung 260 Dollar koste.

Wichtige Hardwarekomponenten sind heute günstiger

Das SE hat einen kleineren Bildschirm als das iPhone 6 und das 6s, es sieht aus wie die ältere Generation 5s. Es soll Kunden erreichen, die nach einer günstigeren Alternative suchen oder einen kleineren Bildschirm wollen. Wichtige Hardwareteile wie Bildschirm und Touchscreen verwendete Apple schon im Modell 5s und sie sind heute günstiger als damals. Das Display, das Apple von LG einkauft, kostet heute um die 20 Dollar. Als das iPhone 5s 2013 herauskam, musste Apple für das gleiche Display noch 41 Dollar bezahlen.

Mehr Gewinn mit höheren Speicherkapazitäten

In der 64-GB-Version des SE sei der Gewinnanteil noch höher, schreiben die Fachleute von IHS. Während die Kosten für Rohstoffe und fürs Zusammensetzen lediglich um zehn Dollar höher lägen, übersteigt der Verkaufspreis den der Version mit 16 Gigabyte um 100 Dollar. Apple spekuliert offenbar, dass Kunden sich eher auf die Modelle mit größerem Speicher stürzen.

Apples Arbeiter in Übersee bekommen nur ein Hundertstel

In den Berechnungen von IHS liegen die weiteren Produktionskosten bei knapp vier Dollar - einem Hundertstel des Kaufpreises. Darin ist auch der Betrag enthalten, den die Arbeiter verdienen, die das Gerät in Shanghai oder Taiwan zusammensetzen. Apple betont zwar, alle geltenden Arbeitsstandards einzuhalten, jedoch gibt es immer wieder Beschwerden über die Arbeitszustände in den Produktionshallen von Zulieferern wie Foxconn oder Pegatron. Die New Yorker Nichtregierungsorganisation China Labor Watch hat ausgerechnet, dass Pegatron-Arbeiter in Shanghai 2014 knapp 1,85 Dollar pro Stunde verdienten.

Apple müsste demnach jährlich 7,6 Milliarden Dollar mehr ausgeben, um den Stundenlohn auf das Lebenskostenniveau des urbanen Shanghai anzuheben, was den Gewinn des Konzerns vermindern würde. Apple konnte jahrelang Aktionäre durch seine hohen Gewinnmargen von bis zu 47 Prozent beeindrucken und verfügte 2015 über ein Vermögen von knapp 193,5 Milliarden Dollar.

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