Süddeutsche Zeitung

Smart Home:Gute Technik, schlechte Leitung

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In immer mehr Wohnungen werden Geräte vernetzt und ferngesteuert. Das birgt aber auch Gefahren.

Von Helga Einecke

Im Urlaub mal eben schauen, ob zu Hause die Heizung läuft? Über Nacht das Elektroauto in der Garage aufladen? Die Jalousien aus der Ferne runterlassen? Das geht alles per Knopfdruck. Die Möglichkeiten zum "Smart Home", wie die vernetzte und ferngesteuerte Komfort-Wohnung heißt, weiten sich immer mehr aus. Die "Digital Natives", wie die mit Computern aufgewachsenen Menschen genannt werden, die zwischen 25 und 34 Jahre alt sind, haben fast alle schon ein smartes Gerät im Haushalt installiert, die älteren - 45 bis 54 Jahre - holen stark auf. Für das Energiemanagement sowie die Licht- und Fenstersteuerung dürften die Deutschen künftig jährlich über eine Milliarde Euro ausgeben. Diese Zahlen nannte die Elektrobranche anlässlich der Fachmesse Light + Building in Frankfurt.

Die smarten Geräte, Sensoren und intelligenten Systeme regen die Fantasie an. Das Smartphone knipst das Licht in den Wohnräumen, aber auch vor dem Haus an. Rein kommt in die Wohnung nur, wer die Zahlenkombination an der Haustür kennt oder den richtigen Fingerabdruck präsentiert. Ist der Bewohner zuhause, passt sich die Wohnung an seine Gewohnheiten an und nutzt Energieressourcen effizient. Herd, Kühlschrank, Alarmanlage, Heizung, Licht, Musik, Fernsehen, Computer, alles lässt sich per Knopfdruck regeln.

Das Handwerk aber warnt. 70 Prozent aller Gebäude in Deutschland seien mit veralteten Elektroleitungen ausgestattet, die sich nicht für eine dezentrale Stromerzeugung und -speicherung oder Elektromobilität eignet. "In knapp 50 Prozent der Mietwohnungen, die älter als 35 Jahre sind, wurden die Elektroleitungen nicht saniert", sagt Klaus Jung, Geschäftsführer des Fachverbands Elektroinstallationssysteme. Diese Installationen seien eine Gefahrenquelle.

Bei den Lampen und Leuchten entwickeln Designer und Techniker die organische Leuchtdiode (OLED) weiter. Technisch Komplexes soll verschwinden, die Funktion, das Licht und die individuelle Nutzung im Vordergrund stehen. Ein Trend im Leuchtenmarkt setzt auf Nostalgie. Elegante Farben, Antiquitäten, Raritäten oder seltene Gegenstände, die aus vergangenen Epochen zu stammen scheinen, beschwören eine Art "Wunderkammer-Flair" herauf. Zugleich - so sagen es die Trendsetter - revolutioniert die Technik das Design: Nostalgische, historische Reminiszenzen werden durch technische Raffinesse zu etwas Neuem, geschichtsträchtig und zukunftsweisend zugleich. "Create History" nennt sich dieser Trend. Natürlich gibt es auch die gegenteilige Bewegung. Bei "Revive Homeliness" geht es um das Wiederbeleben der Einfachheit. Das Design soll ehrlich, unaufdringlich, klar, unkompliziert und schlicht sein. Warmes und gedämpftes Licht steht für die heimelige, harmonische Atmosphäre. Achtsam, intim, stimmungsvoll.

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Quelle:
SZ vom 23.03.2018
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