Süddeutsche Zeitung

Siemens wird seine IT-Sparte endlich los:Teure Trennung

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Das große Aufräumen: Siemens-Chef Löscher gibt seine gesamte IT-Sparte weg - und muss ordentlich zuschießen. Doch der Deal passt zur Strategie.

Caspar Busse

Der Druck muss schon sehr groß gewesen sein. Anders ist es einfach nicht zu erklären, warum Siemens-Chef Peter Löscher seine gesamte IT-Sparte zu solchen Konditionen weggibt. Obwohl das Siemens-Geschäft nur wenig kleiner ist als der französische IT-Dienstleister Atos Origin, werden die Münchner künftig die Rolle eines Juniorpartners haben - wenn überhaupt.

Siemens wird an der fusionierten neuen Firma mit lediglich 15 Prozent beteiligt sein. Löscher erhält zwar noch zusätzlichen Ausgleich - Bargeld und eine Wandelanleihe -, doch die Rückstellungen für den geplanten Arbeitsplatzabbau sind erheblich. Dazu kommt: Siemens garantiert sogar noch ein ansehnliches Auftragsvolumen für die neue Firma.

Insgesamt ist das Ganze also ein erhebliches Zuschussgeschäft für Siemens. Das hat auch die Börse sofort erkannt: Die Atos-Aktie legte am Mittwoch morgen ungewöhnlich deutlich um mehr als zwölf Prozent zu. Es ist die erste große Portfolio-Entscheidung, die Löscher - seit 2007 im Amt - alleine vorbereitet hat. Aber sie unterscheidet sich nicht von den Transaktionen, die noch zu den Zeiten seiner Vorgänger eingefädelt worden sind.

Siemens legt wieder einmal mächtig drauf, um ein drängendes Problem loszuwerden. So war es etwa einst bei der Handy-Sparte, die mit einer ordentlichen Mitgift an den BenQ-Konzern aus Taiwan ging - am Ende stand die Insolvenz. So war es auch bei den schnurlosen Telefonen Gigaset, die an Arques gingen und noch lange für viel Ärger sorgten, oder auch beim Großkundengeschäft SEN, das ein Finanzinvestor übernahm.

Klar ist aber auch, dass Löscher eine erhebliche Altlast endlich los ist. Die IT-Sparte kam einfach nicht auf einen grünen Zweig. Mit diesem Schritt ist nun der gesamte ehemalige Kommunikationsbereich von Siemens abgewickelt. Löscher kann sich befreit auf die drei von ihm identifizierten Kernbereiche konzentrieren: Industrie, Energie und Gesundheit.

Und er kann zeigen, dass er es besser kann als seine Vorgänger, die sich im Kommunikationsgeschäft verzettelt hatten und nie die Kraft für eine rechtzeitige und gesichtswahrende Lösung aufbrachten.

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