Süddeutsche Zeitung

Seltene Erden:"Wie Blutdiamanten"

Lesezeit: 2 min

Warum sich US-Schauspielerin Robin Wright politisch engagiert. Der Krieg im Kongo lässt sie nicht mehr los.

Von Helmut Martin-Jung

Die Weiße auf den Bildern ist umringt von dunkelhäutigen Frauen. Sie singen und tanzen für die Besucherin aus den USA, vor allem aber erzählen sie ihr von ihren Schicksalen. Die Weiße, so hoffen sie, werde ihre Stimme sein. Zu Hause soll sie berichten von den Kriegsgräueln im Kongo. Wer Robin Wright, 51, bekannt als Präsidentengattin Claire Underwood aus der US-TV-Serie "House of Cards", eigentlich ist, das wissen die Menschen im Kongo nicht.

Bald wird Wright in einer neuen, der fünften Staffel der erfolgreichen Serie zu sehen sein. Verraten darüber darf sie natürlich nichts, als sie im Berliner City Cube auf dem Messegelände zusammen mit dem früheren Bild-Chef Kai Diekmann auf der Bühne sitzt und die Bilder und Videos aus dem Kongo zeigt. Seit sie einen Dokumentarfilm darüber gesehen hat, unter welchen Umständen im Kongo seltene Metalle gewonnen werden, ließen sie der Krieg und das Elend der vergewaltigten Frauen dort nicht mehr los.

Die seltenen Erden, die unter anderem für Handys und Laptops gebraucht werden, liefern das Geld für den Krieg, der seit Jahrzehnten tobt. 2011 fuhr sie schließlich selber hin. Seither kämpft sie darum, dass die Hersteller der Produkte darauf achten, woher ihre Rohstoffe kommen. "Die Verbraucher lieben technische Geräte", sagt sie, "ich liebe ja auch mein iPhone." Aber mit den seltenen Erden im Kongo, "das ist wie mit Blutdiamanten". Die Hersteller müssten daher dazu gebracht werden, nur noch zertifizierte Rohstoffe zu verwenden, auch wenn das ein paar Cent mehr koste. "Sie würden doch auch einen Dollar mehr für ein Handy zahlen, oder?", fragt sie ins Publikum.

Um ihr Anliegen voranzubringen, hat sie auch schon mit Mitarbeitern des damaligen Präsidenten Obama und seiner Außenministerin Hillary Clinton gesprochen. "Aber irgendwie ist das nie so richtig durchgedrungen", obwohl Clinton gesagt habe, der Krieg im Kongo gehöre zu den unerledigten Problemen des 21. Jahrhunderts. "Vielleicht", scherzt Wright nun in Berlin, "sollte Donald Trump das mal tweeten."

Auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen, das hat Wright gelernt. Berühmt geworden unter anderem als todkranke Jenny in dem Film "Forrest Gump", ärgerte sie sich ungemein, als sie erfuhr, dass sie für ihre Rolle in "House of Cards" weniger bekam als Filmpartner Kevin Spacey. Schluckte es aber nicht runter, sondern ging zu den Bossen und stellte sie vor die Wahl: Gleiches Geld, oder ich gehe an die Öffentlichkeit. Mit Erfolg. "Das Wort Feminismus hat heutzutage oft so einen schlechten Beiklang", sagt sie, "aber es geht doch einfach nur um Gleichbehandlung."

Wright erzählt das durchaus mit Selbstbewusstsein, aber nicht mit dieser unerschütterlichen Selbstgewissheit, die sie als Claire Underwood in der Serie ausstrahlt. "Wenn meine Kinder die Serie sehen, lachen sie sich krank und sagen, das bist so was von nicht du", erzählt die Schauspielerin. "Claire kriegt ihren Job geregelt", sagt sie über ihre Rolle, "sie weiß, wie man effizient arbeitet." Dass die Underwoods nahezu jede Grenze überschreiten, hält sie trotzdem nicht davon ab, Claire zu mögen. "Das muss man", sagt sie voller Überzeugung, "doch echt, man muss." Sonst könne man eine solche Rolle nicht richtig spielen.

In den Kongo will sie bei nächster Gelegenheit einmal wieder fahren, um zu sehen, ob sich durch die von ihr unterstützte Initiative etwas bei den Menschen im Land, vor allem in den Minen, verbessert hat. Und auf die Politik wird sie weiter Druck ausüben, auch wenn ihr das beim neuen US-Präsidenten schwererfallen werde: "Es wird schon eine Weile dauern, bis wir Trump und Kabila, den Präsidenten des Kongo, zusammen in einen Raum bringen."

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Quelle:
SZ vom 12.05.2017
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