Süddeutsche Zeitung

Airline:SAS meldet Insolvenz an

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Die skandinavische Fluggesellschaft beantragt Gläubigerschutz nach amerikanischem Konkursrecht.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die skandinavische Fluggesellschaft SAS hat am Dienstag Insolvenz nach Kapitel 11 des amerikanischen Konkursrechtes beantragt. Der Schritt diene dazu, das geplante Sanierungsprogramm zu beschleunigen und eröffne neue rechtliche Möglichkeiten, so SAS-Chef Anko van der Werff. Die Investoren reagierten dennoch deutlich: Die sowieso schon schwach bewertete SAS-Aktie verlor noch einmal mehr als 13 Prozent ihres Wertes und wurde an der Stockholmer Börse nur noch mit 0,54 schwedischen Kronen bewertet.

SAS befindet sich seit vielen Jahren in einem Überlebenskampf. Die Fluglinie plagen traditionell hohe Kosten, in den letzten Jahren haben ihr zudem Billigfluggesellschaften wie Ryanair, Norwegian und neuerdings Flyr stark Konkurrenz gemacht. Der 2021 geholte neue Chef, der Niederländer van der Werff, will mit einem Sanierungsplan rund 1,9 Milliarden an Schulden abbauen und eine Milliarde Dollar neues Eigenkapital aufbauen. Van der Werff war zuvor Chef der kolumbianischen Airline Avianca, bei der er ebenfalls ein "Chapter 11"-Verfahren in den USA angestoßen hatte.

Letzter Auslöser für den Insolvenzantrag war der am Montag beschlossene und auch sofort gestartete Pilotenstreik, den van der Werff unter allen Umständen verhindern wollte. Durch den Ausstand fielen am Dienstag knapp 240 Flüge aus, das entspricht drei Viertel aller geplanten SAS-Verbindungen. Zehntausende Passagiere waren betroffen. Das Unternehmen beklagte die aus seiner Sicht katastrophalen Auswirkungen und betonte, es sei offen für einen Vermittlungsprozess. Laut SAS hat das Insolvenzverfahren keine Auswirkungen auf den Flugbetrieb.

Das amerikanische Konkursrecht bietet andere Möglichkeiten als in Europa allgemein üblich, weil vor allem der Erhalt des Unternehmens und nicht so sehr die Interessen der Gläubiger im Vordergrund stehen. So kann sich die Fluglinie etwa schneller von teuren Leasingabkommen für Flugzeuge lösen oder Verträge mit Lieferanten neu verhandeln. Voraussetzung für den Antrag ist lediglich, dass ein Unternehmen in den USA Geschäfte betreibt, was bei SAS durch die Langstrecken unter anderem nach New York der Fall ist.

SAS droht kurzfristig nicht die Zahlungsunfähigkeit. Das Unternehmen hat derzeit noch liquide Mittel von 700 Millionen Euro und befindet sich laut van der Werff in Verhandlungen für weitere 700 Millionen Euro. Die Sanierung könnte die Gewichte bei den Anteilseignern weiter verschieben. Die dänische Regierung hat angekündigt, sie sei bereit, sich an einer Kapitalerhöhung zu beteiligen, Schweden lehnt das ab. Derzeit halten beide jeweils 21,8 Prozent der Anteile. Norwegen ist an der Fluggesellschaft sowieso nicht mehr beteiligt.

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