Süddeutsche Zeitung

Samsung:Schrecklicher Start

Lesezeit: 1 min

Das Falt-Smartphone Galaxy Fold bereitet Testern Probleme. Dabei soll das neue Gerät den Markt revolutionieren - auch den deutschen.

Von Simon Hurtz, München

Die gute Nachricht: Sie brennen nicht. Die schlechte: Sie flackern. Bei mehreren Testgeräten des Samsung Galaxy Fold ist nach wenigen Tagen das Display ausgefallen. Samsungs 2000-Euro-Smartphone, das Vorzeige-Falt-Handy droht, zum Desaster zu werden.

Mindestens vier amerikanische Tech-Journalisten haben Probleme mit dem Display; zwei von ihnen zogen eine dünne Plastikschicht vom Bildschirm ab, die sie für eine Schutzfolie hielten. Mittlerweile hat Samsung klargestellt, dass es sich dabei um einen integralen Bestandteil des Displays handle. Er dürfe nicht entfernt werden. Wenn selbst erfahrene Tech-Journalisten diesen Fehler machen, muss Samsung davon ausgehen, dass normale Nutzer ebenfalls am Display herumknibbeln.

Bei einem anderen Testexemplar scheint ein Fremdkörper unter das Display geraten zu sein. Vermutlich ist er durch das Scharnier zwischen Gehäuse und Bildschirm gelangt. Samsung gibt an, dass sich das Gerät mindestens 200 000 Mal öffnen und schließen lasse, ohne Schaden zu nehmen. Wer das Handy 100 Mal am Tag faltet, müsste sich also erst nach fünf Jahren Sorgen machen. Bei den Testern hat es keine 24 Stunden gedauert, bis das Display ausfiel.

Für Samsung steht viel auf dem Spiel. Das Galaxy Fold ist das erste faltbare Handy eines großen Herstellers. Das Gerät hat nicht nur ein technisches Alleinstellungsmerkmal, sondern auch ein finanzielles: Mit einem Einstiegspreis von 2000 Euro setzt das Galaxy Fold Maßstäbe. Der koreanische Konzern hatte das Handy im Februar vorgestellt und will damit den Smartphone-Markt revolutionieren.

Das Galaxy Fold sei ein Prototyp für Early-Adopter und kein Gerät für normale Nutzer, schrieb das US-Technikportal The Verge nach einem frühen Hands-on. Samsungs Marketing erzeuge eine falsche Erwartungshaltung, und die werde zwangsläufig Nutzer enttäuschen. Design-Professor Patrick Thornton nannte das Galaxy Fold gar "das Homer-Simpson-Auto" unter den Smartphones. Es sei ein Gerät, das unbedarfte Nutzer entwerfen, erfahrene Designer aber niemals auf den Markt bringen würden.

Ob Prototyp oder massentaugliches Produkt: Bisher hält Samsung am anvisierten Verkaufsstart fest. Ab 26. April kann das Handy in Deutschland vorbestellt werden, am 3. Mai sollen die ersten Geräte ausgeliefert werden. Dann können Kunden selbst überprüfen, ob die Probleme der US-Journalisten unglückliche Einzelfälle waren.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4415486
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 20.04.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.