Süddeutsche Zeitung

Reden wir über Geld:"Wir müssen Widerstand leisten!"

Lesezeit: 1 min

Der Fotograf Oliviero Toscani wurde mit Schockbildern für Benetton berühmt. Heute ist er einer der schärfsten Kritiker der italienischen Regierung - und wurde gleich zweimal von Matteo Salvini verklagt.

Von Thomas Fromm

Nein, Oliviero Toscani hat sich nicht viel verändert. Er ist noch immer der Provokateur von damals, als er mit seinen Schockbildern für den Modekonzern Benetton Werbung machte. In den 80er und 90er-Jahren war das. Die Bilder eines sterbenden Aidskranken oder eines blutigen Hemdes aus dem Jugoslawien-Krieg mögen vielleicht nie zu der eher biederen Mode der Norditaliener gepasst haben. Aber man behielt sie in Erinnerung - auch als Toscani sein Geld längst wieder woanders verdiente.

Heute ist der Fotograf 76 Jahre alt und arbeitet seit ein paar Monaten wieder für Benetton. Vor allem aber ist er einer der schärfsten Kritiker der Regierung in Rom. Und für Kritik ist es aus seiner Sicht auch höchste Zeit: "Wenn wir jetzt nicht reagieren, werden wir zu Mitläufern", sagt Toscani. "Wir müssen Widerstand leisten!"

Sind die Italiener überzeugt von Salvini? "Ach was"

Das tut Toscani auf seine Weise. Den rechten Innenminister Matteo Salvini nennt er wegen dessen harter Flüchtlingspolitik einen "Cretino" - was man wohl mit dem Begriff "Idiot" übersetzen darf. Über ein Salvini-Bild auf dem Cover des Magazins Time sagt Toscani, es erinnere ihn an das Gesicht eines "Verwaltigers".

Harte Worte eines Mannes, der sich immer mehr als Fotoreporter denn als Modefotograf verstanden hat. Und so wird aus einem Interview über Mode, Fotografie, Olivenöl und Fake News in der Sixtinischen Kapelle am Ende auch ein Gespräch über den Zustand Italiens und seiner politischen Kaste.

Rolex-Uhren, erklärt Toscani, hätten es in Italien zurzeit besser als Flüchtlinge. Aber ewig werde es diese Regierung in Rom ohnehin nicht geben, meint er. Doch was ist mit seinen Landsleuten? Sind die nicht wirklich von Salvini und seinen Leuten überzeugt? "Ach was", sagt Toscani. "Die sind von niemandem überzeugt, zum Glück. Italien war schon immer ein politisches Labor."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4166995
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.