Süddeutsche Zeitung

Recherche zum Kapitalismus:Der Kapitalismus hat mir die Jungfräulichkeit geklaut ...

Lesezeit: 2 min

Von Sabrina Ebitsch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in postadoleszenter Empörung beklagten The (International) Noise Conspiracy den Verlust ihrer Jungfräulichkeit, welche sie dem Kapitalismus anlasteten. Der berühmt-berüchtigtste Song der Band, "Capitalism Stole my Virginity", hat mittlerweile ein Alter erreicht, in dem sich junge Menschen von den Botschaften der auch sonst sendungsbewussten Schweden angesprochen fühlen.

Es wäre aber falsch und überheblich zu glauben, nur der Rebellion verpflichtete Teenager könnten der damit verbundenen Haltung etwas abgewinnen. Die Kritik am Kapitalismus hat - überspitzt formuliert - Konjunktur. Nicht erst seit den wachsenden Protesten gegen das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP, an denen erst vor einer Woche Tausende Menschen in ganz Deutschland beteiligten. Das Unbehagen mit einer weltumspannenden Macht, in der viele längst mehr sehen als ein System des Wirtschaftens, zeigt sich auch in der Blockupy/Occupy-Bewegung; im Erstarken linker wie rechter antikapitalistischer Parteien.

Es zeigt sich auch im Ergebnis der jüngsten Abstimmung unseres Projekts Die Recherche, von dessen Fortschritt wir in diesem Blog kontinuierlich berichten. Vor kurzem haben die SZ-Leser mit deutlicher Mehrheit die Frage "Schneller, höher, weiter: Macht uns der Kapitalismus kaputt?" als Leitthema für die neue Recherche gewählt. Seitdem hat die Redaktion geplant, mit welchen Interview, Reportagen, Analysen und Videos wir diese Frage für Sie beantworten wollen. Am Ende dieser Kapitalismus-Recherche soll schließlich ein vielstimmiges Dossier stehen.

Über die Abstimmung hinaus setzen wir aber auch während unserer Recherchen auf Ihre Unterstützung. Sie haben uns bereits dutzendfach via Mail, Facebook und Twitter (Kontaktmöglichkeiten finden Sie unten) Ideen und Fragen geschicht, haben uns Hinweise auf Recherchematerial gegeben und Ansprechpartner empfohlen - vielen Dank dafür. Wenn Sie noch weitere Anregungen haben, melden Sie sich gern.

Darüber hinaus werden wir Sie in den kommenden Wochen auch immer wieder einladen, selbst zu dieser Recherche beizutragen. Wir sammeln zum Beispiel, um auf den Anfang zurückzukommen, kapitalismuskritische Songs und würden gerne wissen: Was ist Ihr Lieblingssatz daraus? Vergleichbar etwa mit der Großartigkeit von Peter Lichts "Lied vom Ende des Kapitalismus" und den Zeilen "Wir haben uns alle beschriftet / und zogen immer weniger an / Weißt du noch, / als wir alle zu viel waren. / Weißt du noch? / Beschriftet und zu viel / und unsere Bäuche, / unsere kapitalistischen Bäuche."

Geht Ihnen gerade Ähnliches durch den Kopf? Dann schreiben Sie uns. Schreiben Sie uns auch, wenn Sie, um The (International) Noise Conspiracy noch einmal zu Ehren kommen zu lassen, eine Antwort auf die Frage haben: Was hat der Kapitalismus Ihnen gestohlen? Oder genau umgekehrt: Was hat er Ihnen gebracht?

Wir sind gespannt. Beste Grüße,

Sabrina Ebitsch, Die Recherche

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