Süddeutsche Zeitung

Raumfahrt:Startverbot für Richard Branson

Lesezeit: 1 min

Der Milliardär wollte noch vor seinem Rivalen Jeff Bezos ins All - ging dabei aber ein hohes Risiko ein. Sein "Spaceship Two" kam vom Kurs ab. Nun darf es vorerst nicht mehr starten.

Von Dieter Sürig

Als der britische Milliardär Richard Branson am 11. Juli mit dem Spaceship Two seiner Firma Virgin Galactic in den suborbitalen Raum flog, da wollte er Geschichte schreiben. Der mittlerweile 71-Jährige wollte noch vor seinem Rivalen, dem Amazon-Gründer Jeff Bezos, ins All und damit das Zeitalter des Weltraumtourismus eröffnen. Beide möchten groß ins Geschäft mit reichen Touristen einsteigen, Analysten sehen einen Milliardenmarkt.

Ob Branson und seinen beiden Piloten all dies durch den Kopf ging, als sie sich an dem Tag mit ihrem Fluggerät und zwei weiteren Firmen-Angestellten rund 30 Kilometer über der Wüste von New Mexico befanden, und nach knapp einer Minute Flugzeit plötzlich eine gelbe Warnleuchte auf der Konsole im Cockpit aufblinkte, ist nicht klar. Dass das Warnlicht auf eine Gefahr für den Testflug deutete, schon - darüber berichtete am Mittwoch das Magazin The New Yorker. Ein Sprecher von Virgin Galactic musste daraufhin eingestehen, dass das Raumschiff für eine Minute und 41 Sekunden außerhalb des ihm zugewiesenen Luftraum-Korridors geflogen sei. Passagiere und Öffentlichkeit seien nicht gefährdet gewesen. Die US-Luftfahrtbehörde FAA untersucht nun den Flug und hat ein Startverbot erlassen.

Das Magazin berichtete, dass die gelbe Leuchte vor einer zu flachen Flugbahn gewarnt habe. Das Raumschiff sei nicht steil genug geflogen, um später einen sicheren kontrollierten Rücksturz zur Erde zu gewährleisten. Dabei müsse das Schiff seinen Abstieg innerhalb eines bestimmten, imaginären Kegels beginnen. Das Abenteuer hätte also in einer Katastrophe enden können, und mit dem neuen Tourismus-Zeitalter hätte es sich ebenso erledigt.

Anstatt den Flug abzubrechen, hätten die Piloten auf Mach 3 beschleunigt, darauf sei sogar ein rotes Warnlicht aufgepoppt - wegen einer drohenden Bahnabweichung. "Rot sollte einen zu Tode erschrecken", zitiert der New Yorker einen der Piloten des Fluges, Mike Masucci, aus einer Fachdiskussion 2015. Die Piloten hätten das Schiff dann trotzdem noch ins All und sicher zurück gebracht. Dies hat Konsequenzen: "Virgin Galactic darf Spaceship Two nicht wieder in die Luft bringen, bis die FAA den abschließenden Untersuchungsbericht genehmigt oder feststellt, dass die Probleme die öffentliche Sicherheit nicht beeinträchtigen", so die Behörde. Die Aktie von Virgin Galactic verlor zeitweise sieben Prozent.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5400450
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.