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Proteste gegen Sparpläne der griechischen Regierung:Gewerkschaften legen den Verkehr in Athen lahm

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Die griechische Regierung muss sparen, doch die Bürger machen nicht mit: Streikende Taxi- und Busfahrer, Bahn- und S-Bahnführer haben in Athen den Verkehr zum Erliegen gebracht. Nichts geht mehr. Die Polizei spricht von einer dramatischen Situation. Nachrichtensender warnen vor sozialem Chaos.

Zehntausende Jobs werden gestrichen, Renten gekürzt und zusätzliche Steuern erhoben, so will es die griechische Regierung - doch bei den Gewerkschaften stoßen die Sparpläne auf Widerstand. Aus Protest haben sie mit einem Streik den Verkehr in Athen zum Erliegen gebracht. Taxi- und Busfahrer, Bahn- und S-Bahnführer legten die Arbeit nieder. In der Stadt bildeten sich kilometerlange Staus.

"Die Situation ist dramatisch", sagte ein Verkehrspolizist. "All großen Straßen sind verstopft." Auch die Fluglotsen streikten, mehr als 100 Flüge waren bis zu vier Stunden verspätet. Lehrer legten ebenfalls ihre Arbeit nieder. Im Laufe des Tages sollten Zehntausende Demonstranten zum Parlamentsgebäude in Athen ziehen. "Wir tolerieren diese Politik nicht, wir wollen sie nicht", sagte der Präsident der Gewerkschaft GSEE, Yannis Panagopoulos, im griechischen Fernsehen. Auch Demonstranten zeigten sich entschlossen, die Proteste fortzusetzen. "Sie haben unsere Löhne und Renten gekürzt und wir haben es hingenommen", sagte ein 32-jähriger Mitarbeiter des Staatstheaters. "Aber ich glaube nicht mehr, dass irgendwas davon zum Wohle des Landes geschieht. Wir werden sinnlos geopfert. Wir können eine Staatspleite nicht vermeiden."

Griechenland ist hoch verschuldet. Um eine dringend benötigte Zahlung einer Hilfstranche des internationalen Rettungspakets sicherzustellen, hatte die Regierung in Athen am Mittwoch weitere drastische Kürzungen für Rentner und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes beschlossen. Die Liste der neuen Maßnahmen ist lang. Löhne im staatlichen Bereich sollen abermals um 20 Prozent sinken. Der Steuerfreibetrag wird zum zweiten Mal binnen wenigen Monaten von zunächst 12.000 auf 8.000 Euro auf jetzt auf 5.000 Euro gesenkt.

Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten:"Maßnahmen ohne Maß" kommentierte der wichtigste griechische Nachrichtensender Skai. Die Wirtschaft werde weiterhin abgewürgt. Ein soziales Chaos könnte ausbrechen. Die Arbeitslosigkeit liegt schon jetzt bei 16 Prozent und steigt. Und das dürfte nicht das Ende sein: Für dieses Jahr wird ein Schrumpfen der Wirtschaft um mindestens fünf Prozent erwartet.

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