Süddeutsche Zeitung

Post trennt sich von Filialen:Abschied von den Wurzeln

Mit ihren Filialen gibt die Post auch die lokale Bindung zu ihren Kunden auf - und dennoch: Die Verbraucher könnten von den Plänen profitieren.

Caspar Busse

Früher, zu Zeiten der Familiendynastie Taxis, war die Poststation der Mittelpunkt eines Dorfes: Hier gab es auch eine Herberge, eine Pferdewechselstelle, ein Gasthaus.

Doch das ist ziemlich lange her. Inzwischen ist die Deutsche Post privatisiert. Und der ehemalige Staatskonzern verabschiedet sich immer weiter von seinem eigentlichen Kerngeschäft, dem Briefverkehr. Bis 2011 will Post-Chef Frank Appel alle eigenen Filialen schließen. Die Dienste werden dann von Dritten übernommen - von Einzelhändlern, von Tankstellen, Bäckereien und in den großen Städten auch von der Postbank, die inzwischen zur Deutschen Bank gehört.

Für die Kunden muss das nicht unbedingt negativ sein. Im Gegenteil: Der Service verbessert sich, der Einzelhändler ist womöglich freundlicher als der mürrische Postbeamte alter Tage. Und die Öffnungszeiten sind auch länger als bei den herkömmlichen Postfilialen. Die Präsenz in der breiten Fläche darf die Post momentan ohnehin nicht aufgeben, die ist gesetzlich vorgeschrieben. Derzeit werden Post-Produkte an 14.000 Standorten angeboten, die Post selbst hat derzeit nur noch knapp 500 eigene Filialen.

Die Post muss sparen, keine Frage. Die Geschäfte laufen schlecht, bei der Expansion in den USA haben sich die Deutschen übernommen. Es werden immer weniger Briefe verschickt und durch elektronische Post ersetzt, demnächst möglicherweise auch von den deutschen Behörden.

Doch der Konzern entfernt sich mit dem Abschied von der Filiale immer weiter von seinen Wurzeln. Früher war die Post bis in den hintersten Winkel Deutschlands präsent, inzwischen agiert sie nur noch als Dienstleister - ohne lokale Bindung zu ihren Kunden.

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Quelle:
SZ vom 17.08.2009
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