Süddeutsche Zeitung

Plastikmüll:Es geht nur mit drastischen Mitteln

Mit freiwilligen Selbstverpflichtungen allein werden die Plastikmassen nicht schrumpfen. Es braucht ambitionierte Pläne, um ihrer Herr zu werden.

Kommentar von Vivien Timmler

Jede Menge Ausrufezeichen enthält der Plan, mit dem ein gutes Dutzend namhafter Umweltverbände den Kampf gegen Plastik verschärfen will. "Plastikflut stoppen!", heißt es da, oder: "Die Bundesregierung muss handeln!" Und auch die Forderungen sind drastisch: Einweg-Plastikflaschen sollen gleich abgeschafft und SUVs verboten werden, da der Reifenabrieb in die Natur oder in die Weltmeere gelangt. Und das ist gut so.

Zwar sind viele der Forderungen überambitioniert, nicht alle Einwegprodukte etwa lassen sich bereits heute sinnvoll durch Mehrwegsysteme ersetzen. Doch im Kern haben die Umweltverbände recht, wenn sie sagen, dass es allein mit freiwilligen Selbstverpflichtungen - wie Umweltministerin Schulze sie pflegt - nicht weitergeht. Es braucht ambitioniertere Ziele, um der Plastikmassen und folglich der Müllberge Herr zu werden.

Gleichzeitig darf die Verpackungsindustrie bei all den großen Plänen nicht unberücksichtigt bleiben. Was sie produziert, ist nicht per se schlecht. Es wird nur dann zu Recht verteufelt, wenn es nach einmaligem Gebrauch schon im Restmüll oder, noch schlimmer, in der Umwelt landet. Wer Wiederverwertung, Reparaturfähigkeit und Recyclingtauglichkeit gesetzlich vorschreibt, senkt damit auch die Plastikproduktion - und das ganz ohne Frust und Verbote.

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Quelle:
SZ vom 06.02.2020
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