Süddeutsche Zeitung

Unternehmen:Ex-DWS-Chef soll Immobilienkonzern Patrizia führen

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Gilt eher nicht als Immobilien-Mann, dafür aber als Kapitalmarktexperte: Asoka Wöhrmann. Nach Greenwashing-Vorwürfen musste er zuvor die Deutsche-Bank-Tochter verlassen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Nach monatelangen Querelen bei der Deutsche-Bank-Tochter DWS war es zuletzt ruhig geworden um Asoka Wöhrmann. Er ist der frühere Vorstandschef der größten deutschen Fondsgesellschaft. Nun aber heuert Wöhrmann als Vorstandschef bei dem börsennotierten Augsburger Immobilien-Investor Patrizia an und soll dort bald Firmengründer Wolfgang Egger an der Spitze ablösen. Der 57-jährige Wöhrmann sei schon seit 1. Mai als "designierter CEO" dabei und werde nach einer kurzen Einarbeitungszeit alleiniger Vorstandschef, teilte Patrizia am Dienstag mit. Mehrheitseigentümer Egger bleibe aber als Mitglied des Verwaltungsrats dabei.

Vor rund einem Jahr hatte Wöhrmann seinen Posten bei der Deutsche-Bank-Tochter DWS aufgeben müssen. Die frühere Nachhaltigkeitschefin hatte der Fondsgesellschaft "Greenwashing" vorgeworfen, dass sie sich und ihre Fonds also als nachhaltiger dargestellt hätten, als sie es in Wahrheit sind. Die DWS hatte die Vorwürfe zwar zurückgewiesen. Gleichzeitig aber hatten mehrere Behörden in den USA und auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt Ermittlungen gegen die DWS und namentlich nicht bekannte Verantwortliche aufgenommen. Diese dauern noch an.

Asoka Wöhrmann ist von Haus aus eher kein Immobilien-Mann, dafür aber Kapitalmarktexperte. Er verstärke Patrizia mit seiner "umfassenden internationalen Führungserfahrung, fundierten Kenntnissen der Finanzmärkte und der globalen Vermögensverwaltung sowie einem breiten internationalen Kundennetzwerk", teilte Egger mit. Thomas Wels, seit drei Jahren Co-Vorstandschef, werde als Berater an Bord bleiben, vor allem für Japan und andere Staaten in Asien. Sein Vertrag war Ende April ausgelaufen.

Zudem kommt Slava Shafir vom Hedgefonds Corsair Capital zu Patrizia. Er soll vom 1. Juni an als Vorstand das laufende Geschäft und die Prozesse der Firma organisieren. Egger sagte, er wolle sich als Verwaltungsratsmitglied "auf unsere strategischen Kundenbeziehungen und die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens konzentrieren".

Von der Zentrale in Augsburg aus bietet Patrizia vor allem Immobilienfonds an. Im April 2013 hatten Egger und seine Leute zusammen mit zahlreichen Investoren wie Sparkassen und Versicherungen die damalige Wohnungsgesellschaft GBW und heutige Dawonia von der Bayern LB gekauft - ein umstrittener Deal. Auch, weil immer die Frage im Raum stand, ob sich die Dawonia an die beim Verkauf vereinbarten sozialen Spielregeln hält. Insgesamt verwaltet Dawonia rund 30 000 Wohnungen in süddeutschen Ballungsgebieten.

Firmengründer Egger hatte in den vergangenen Jahren massiv vom Immobilienboom profitiert. 2021 schaffte er es sogar in die "Reichsten-Liste" des Manager Magazins. Auf dem Höhepunkt wurde sein Privatvermögen, inklusive seines Anteils von etwa 52 Prozent an der Patrizia, auf 1,1 Milliarden Euro geschätzt. Die Zinswende aber ging zuletzt auch an der Patrizia und ihre Gründer nicht spurlos vorbei. Wie bei anderen Immobiliengesellschaften brachen Gewinn und Aktienkurs deutlich ein.

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