Süddeutsche Zeitung

Opel: Investor gesucht:Besser Fiat als nichts

Lesezeit: 1 min

Rettung auf italienisch: Der Plan von Fiat-Chef Marchionne für Opel ist gewagt, doch bislang ohne echte Alternative.

Caspar Busse

Natürlich ist es ein ziemlich gewagter Plan, mit dem Fiat-Chef Sergio Marchionne derzeit in Deutschland auf Tour ist. Der unkonventionelle Italiener will den angeschlagenen Autobauer Opel übernehmen, gleichzeitig auch noch beim insolventen US-Anbieter Chrysler einsteigen und so einen neuen, großen und weltweiten Autokonzern schaffen.

Natürlich wollen sich da drei Schwache zusammentun, die es dann mit den Starken wie etwa Volkswagen aufnehmen müssen. Und klar ist, dass Marchionne es auch auf deutsches Staatsgeld abgesehen hat.

Doch das Sperrfeuer, mit dem Fiat derzeit in Deutschland begrüßt wird, ist unangemessen, vielleicht sogar gefährlich. Nicht nur die Opel-Arbeitnehmer und offenbar Teile des Managements, auch die Politik, etwa Ministerpräsident Kurt Beck oder andere SPD-Repräsentanten, sind mehr oder weniger offen gegen einen Fiat-Einstieg bei Opel. Das ist fahrlässig. Denn bisher gibt es keine Alternative zum Investor Fiat - keine ernstzunehmende zumindest.

Zwar hat auch der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna Interesse bekundet. Doch von einem konkreten Konzept ist bisher nichts bekannt. Man weiß auch wenig über Magnas Partner. Spekuliert wird über russische Investoren, doch was die vorhaben, ist unklar. Will Magna ebenfalls Fabriken schließen? Wollen die Russen Jobs aus Westeuropa abziehen?

Dabei drängt die Zeit. Der Opel-Mutterkonzern General Motors muss bis Ende Mai ein Sanierungskonzept vorlegen. Es sieht so aus, als drohe auch GM die Insolvenz. Die Politiker und die Opel-Mitarbeiter sollten sich also konstruktiv verhalten und Fiat unterstützen, statt lediglich zu blockieren und auf den Erhalt aller Arbeitsplätze zu beharren. Wer glaubt, ein Übernehmer von Opel würde alles so belassen wie es ist, also weder Jobs abbauen, noch Fabriken schließen, ist blauäugig. GM selbst hat bereits von Überkapazitäten von 30 Prozent gesprochen. Weltweit gibt es derzeit einfach zu viele Autofabriken und zu wenig Nachfrage - das ist die Realität.

Marchionnes Plan hat auch gute Seiten: So sollen die Zentrale von Opel sowie mindestens drei Standorte in Deutschland erhalten werden. So gibt es offenbar bereits konkrete und schlüssige Konzepte, was zu tun ist. So setzt Fiat mit Opel auf eine europäische Lösung, schützt den hiesigen Industriestandort. Und: Fiat hatte zuletzt mit dem neuen Modell Cinquecento Erfolg. Das ist das, was Opel fehlt: Originelles Design, das auch beim Käufer ankommt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.440643
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 09.05.2009/mel
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.