Süddeutsche Zeitung

Neues Apple-Patent:MyPhone oder SpyPhone?

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Ein neues Apple-Patent sorgt für Wirbel: Durch intensive Überwachung seines Besitzers soll ein iPhone künftig melden, wenn es gestohlen oder geknackt wird. Diebstahlschutz oder Datengier?

Lena Jakat

In den Tagen erhitzter Google-Street-View-Debatten in Deutschland und dem angekündigten Lokalisierungs-Dienst Facebook Places in den USA scheinen Viele in Orwellsche Überwachungs-Hysterie zu verfallen. Und nun wird just bekannt, dass Apple bereits im Februar vergangenen Jahres ein Sicherheits-Patent eingereicht hat, das neues Futter für Überwachungsszenarien bietet.

Das eingereichte Patent trägt die Nummer 20100207721 und den sperrigen Titel "Systeme und Methoden zur Identifizierung unautorisierter Nutzer von elektronischen Endgeräten". Darin zeigt der Konzern Möglichkeiten auf, wie das iPhone der nächsten Generation seinem rechtmäßigen Besitzer zugeordent werden könnte - die Identifizierungs-Methoden könnten vom Gesichts-Scan zur Identitätskontrolle bis zur Kontrolle des Herzschlags reichen, wie das Branchenmagazin wired.com aufzeigt.

Dass es sich bei demjenigen, der auf einem iPhone surft, telefoniert oder spielt, um einen Dieb handelt, will der Konzern künftig an abweichenden Nutzergewohnheiten festmachen, an Lokalisierungsdaten - und daran, ob die Sim-Card entnommen oder ein Jailbreak durchgeführt wurde. An letzterem allerdings sind bekanntlich nicht nur Diebe interessiert. Stellt der Datenabgleich einen Missbrauch fest, sieht das Patent diverse Maßnahmen vor - unter anderem die Sperrung des Smartphones.

Diebstahlsicherung oder Big Brother à la Apple? Datenschützer dürften Sturm laufen angesichts der zahlreichen Möglichkeiten, die das Patent dem Konzern eröffnen würde, seine Kunden zu überwachen. Die Aufregung scheint der Konzern allerdings schon geahnt zu haben, und beeilt sich, in dem Patentantrag die hehren Absichten der Erfindung zu beteuern: Auf elektronischen Geräten könnten sensible Daten gespeichert sein, heißt es dort. Demnach könne der Verlust des Geräts "das Wohlbefinden und die Sicherheit des Besitzers empfindlich stören."

Will das Patent also registrierten iPhone-Nutzern nur zu ihrem Recht verhelfen? Oder ist es für den Konzern lediglich eine weitere Möglichkeit, gegen die ungeliebten Jailbreaker vorzugehen? Nachdem ein US-Gericht das Knacken der Konzernsperre kürzlich für rechtmäßig erklärte, scheint letzteres zumindest unwahrscheinlich.

Die Datenschutzdebatte ist jedenfalls noch lange nicht zu Ende - und das Patent mit der Nummer 20100207721noch lange nicht genehmigt.

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