Süddeutsche Zeitung

Nach Schmutzkampagnen:Facebook opfert einen Bauern

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Facebooks scheidender Kommunikationschef hat die volle Verantwortung für eine Kooperation mit einem PR-Unternehmen übernommen, das Negativkampagnen gegen Kritiker des Online-Netzwerks betreiben sollte. Der Entschluss, die umstrittene Agentur Definers und ähnliche Firmen anzuheuern, gehe auf ihn zurück, schrieb Elliot Schrage in einem Post.

Kürzlich hatte die New York Times in einem Bericht enthüllt, dass Definers Public Affairs im Auftrag von Facebook prominente Kritiker der Plattform gezielt in ein schlechtes Licht rücken sollte. Unter anderem soll die Firma versucht haben, kritischen Organisationen zu schaden, indem sie sie mit dem jüdischen Milliardär und Großspender George Soros in Verbindung brachte. Damit habe sie nach Ansicht der betroffenen Firmen antisemitische Vorurteile befeuert. Facebook stellte die Kooperation mit Definers nach Bekanntwerden der Taktiken ein.

Schrage hatte seinen Abschied ohnehin angekündigt

In seinem Post dementiert Schrage, die Firma mit dem Einsatz von Fake News zur Diskreditierung von Kritikern beauftragt zu haben. Definers Public Affairs ist für unsaubere Techniken berüchtigt, ein anonymer Mitarbeiter bezeichnete das firmeneigene Nachrichtenportal als "hauseigene Fake-News-Schmiede".

Bei ihrer Negativkampagne gegen Kritiker der Online-Plattform habe die PR-Firma über die Stränge geschlagen, sagte Schrage. Das von ihm im Facebook-Kommunikationsteam eingeführte System habe "hier versagt", räumte er weiter ein. "Es tut mir leid, dass ich euch alle hängengelassen habe." Schrage arbeitet bereits seit zehn Jahren bei Facebook. Seinen Abschied hatte er allerdings bereits im Juni im Zuge des Datenskandals um die Firma Cambridge Analytica angekündigt.

Die Facebook-Chefs bleiben im Sattel

Weitere personelle Konsequenzen aus der Zusammenarbeit mit Definers soll es bei Facebook nicht geben. Schrages Erklärung ergänzte Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg um eine eigene Entschuldigung. Auch sie trage Verantwortung, da ihr das Kommunikationsteam unterstehe, schrieb sie. Als sie den Times-Artikel gelesen habe, habe sie sich nicht an Definers erinnern können, auch wenn eine Prüfung ergeben habe, dass Verweise auf die Firma auch über ihren Schreibtisch gegangen seien.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg stellte sich trotz der Affäre hinter Sandberg. Er hoffe, noch "auf Jahrzehnte hinaus" mit ihr zusammenarbeiten zu können, sagte er bereits am Dienstag in einem Interview mit dem Sender CNN. Er selbst habe ebenfalls keine Pläne, zurückzutreten.

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