Süddeutsche Zeitung

Nach Rekordstrafe für JP Morgan:Was der Deutschen Bank droht

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JP Morgan muss 13 Milliarden zahlen, weil sie ihre Kunden zum Kauf zweifelhafter Kreditpakete verleitete. Auch die Deutsche Bank ist in die Geschäfte verwickelt und muss mit einer hohen Geldstrafe rechnen.

Von Andrea Rexer, Frankfurt

Es ist kein Zufall, dass die Deutsche Bank im dritten Quartal ihre Rückstellungen für Rechtsrisiken sprunghaft erhöht hat: In diesem Zeitraum wurde bekannt, dass die US-Großbank JP Morgan eine Rekordsumme von 13 Milliarden Dollar an die amerikanischen Behörden zahlen muss - wegen unsauberer Geschäfte mit Immobilienkrediten.

Verhängnisvoll für die Deutsche Bank ist, dass auch sie eines jener 17 Geldhäuser ist, die von der amerikanischen FHFA, der Wohnungsbaufinanzierungsaufsicht, verklagt wurden. Ihr oberster Rechtsvertreter ist US-Justizminister Eric Holder. Wie JP Morgan hat auch sie in den USA intensiv mit Immobilienhypotheken Geschäfte gemacht. Durch den Vergleich des US-Konkurrenten rückte eine ähnliche Einigung mit der Deutschen Bank plötzlich näher - und das muss sich in den Büchern der Bank spiegeln, verlangt die Rechnungslegung.

Analysten von Morgan Stanley schätzen, dass auf die Deutsche Bank eine Zahlung in der Höhe von etwa 800 Millionen Dollar zukommen könnte. Eine Zahl, die man allerdings mit Vorsicht genießen muss, denn weder die Bank noch die Behörde lassen sich bei den Verhandlungen in die Karten schauen. Kennt man jedoch den Marktanteil von JP Morgan und jenen der Deutschen Bank in dem betroffenen Segment, lässt sich abschätzen, wie hoch die Vergleichssumme für das Frankfurter Haus ausfallen könnte. Der große Unterschied erklärt sich dadurch, dass die Deutsche Bank in den USA ein deutlich kleinerer Spieler als JP Morgan ist.

In Europa muss nur die Royal Bank of Scotland (RBS) eine noch höhere Vergleichssumme fürchten: Den Schätzungen der Analysten zufolge dürfte das britische Haus rund drei Milliarden Euro zahlen. In eine ähnliche Größenordnung wie die Deutsche Bank fällt die Schweizer UBS: Sie hat im Juli 885 Millionen Dollar bezahlt. In Finanzkreisen rechnet man damit, dass sich nun auch die übrigen Banken rasch mit den US-Behörden einigen.

Finanzaufsicht verneint Konsequenzen für Vorstände

Für die Deutsche Bank ist die Klage der FHFA längst nicht die einzige. Inzwischen summieren sich die Rückstellungen für Rechtsrisiken auf mehr als vier Milliarden Euro. Details dazu gibt die Bank nicht bekannt, aber als sicher gilt, dass einer der größten Blöcke darin die Libor-Affäre ist. Behörden aus den USA, Großbritannien und der EU werfen mehreren Großbanken vor, die wichtigen Referenzzinssätze Libor und Euribor manipuliert zu haben. Händler sollen sich dabei abgesprochen haben, um den Wert in eine bestimmte Richtung zu treiben.

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat bereits organisatorische Mängel bei der Deutschen Bank festgestellt, Konsequenzen für die Vorstände sieht sie jedoch dem Vernehmen nach bislang nicht. Wie brenzlig die Affäre ist, gibt das Management offen zu: "Die Libor-Sache macht mich am meisten krank", sagte Co-Vorstandschef Anshu Jain einmal.

Ein weiterer großer Kostenblock ist der seit mehr als zehn Jahren andauernde Rechtsstreit mit dem inzwischen verstorbenen Medienunternehmer Leo Kirch. Hin und wieder gewinnt die Deutsche Bank aber auch einen Prozess: So hat etwa die Stadt Los Angeles die Bank einst als "Slumlord" bezeichnet, später jedoch eingeräumt, dass die Bank nur als Registertreuhänder fungiert hat. Die Bank kam ohne Zahlung davon.

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Quelle:
SZ vom 20.11.2013
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