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Monsanto:Neue Klage

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Chemikalien der Bayer-Tochter sollen Gewässer beschädigt haben. Die Aktie stürzt auf ein Mehrjahrestief.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Los Angeles hat ein Problem: Die Hafenstadt am Pazifik musste Dutzende Gewässer säubern lassen und Entwässerungssysteme nachrüsten. Bis in die Siebzigerjahre drangen giftige PCB-Chemikalien in die Umwelt ein und belasteten die Natur. So berichtet es das Los Angeles County. Der Landkreis mit zehn Millionen Einwohnern will nun einen Schuldigen gefunden haben: Er hat bei einem Bundesgericht Klage gegen Monsanto eingereicht. Die Tochterfirma von Bayer stellte PCB-Produkte bis 1977 her; zwei Jahre später verboten die USA diese Chemikalien.

Bayer droht damit ein weiterer Rechtsstreit in den USA. Die Nachricht ließ den Aktienkurs am Freitag zeitweise um drei Prozent einbrechen - auf den tiefsten Stand seit Sommer 2012.

Der Kreis Los Angeles fordert, dass Monsanto als ein PCB-Hersteller einen Teil der Kosten für die Gewässerreinigung bezahlen soll. Die Kläger beantragen zudem einen Strafschadenersatz, weil das Unternehmen die Auswirkungen seiner Chemikalien verheimlicht habe. Die Industrie hat PCB weltweit jahrzehntelang eingesetzt, etwa als Hydraulikflüssigkeit oder als Weichmacher in Kunststoffen.

"Wir prüfen aktuell diese Klage, glauben aber, dass sie unbegründet ist", sagt ein Bayer-Sprecher. "Wir werden uns entschieden verteidigen." Laut dem Geschäftsbericht des Konzerns haben verschiedene staatliche Stellen PCB-Hersteller verklagt, jeweils wegen Schäden in Gewässern. Zudem meldet Monsanto eine "Vielzahl von Klagen", die PCB-Produkte für Gesundheitsschäden verantwortlich machen.

Bayer hat Monsanto im vergangenen Jahr für mehr als 55 Milliarden Euro gekauft. Dies war die größte Übernahme, die ein Unternehmen aus Deutschland je im Ausland gewagt hat. Die Leverkusener sind mit der Fusion zum größten Agrochemiekonzern der Welt aufgestiegen. Seitdem häufen sich allerdings die Probleme: In den USA haben mehr als 13 000 Menschen Monsanto verklagt, weil sie Unkrautbekämpfungsmittel mit dem Wirkstoff Glyphosat für Krebserkrankungen verantwortlich machen. In einem Fall hat ein US-Gericht den Konzern Mitte Mai zu zwei Milliarden Dollar Schadenersatz verurteilt. Bayer hat Rechtsmittel gegen das Urteil angekündigt und weist die Vorwürfe zurück.

Dennoch kritisieren Investoren, dass Bayer die Risiken der Übernahme unterschätzt habe. In der jüngsten Hauptversammlung verweigerte die Mehrheit der Aktionäre dem Vorstand um Werner Baumann die Entlastung - ein nie dagewesenes Misstrauensvotum bei einem Dax-Konzern. Angesichts der drohenden Schadenersatzzahlungen ist die Bayer-Aktie nur noch halb so teuer wie vor einem Jahr. Der einst wertvollste Dax-Konzern liegt auf dieser Rangliste nur noch auf Platz neun.

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Quelle:
SZ vom 01.06.2019
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