Süddeutsche Zeitung

Millionenpanne bei der KfW:Das Wochenende gehört mir

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Die KfW überweist 350 Millionen Euro an die Pleitebank Lehman Brothers, weil Freitagnachmittag Dienstschluss ist. Doch gilt das auch für Führungskräfte?

Marc Beise

Wäre die Finanzkrise nicht ein so ernsthaftes Thema, könnte man über mache Facette der Ereignisse herzlich lachen. Die Manager der Förderbank KfW in Frankfurt brachten am Freitag eine 350-Millionen-Euro-Zahlung an die von der Pleite bedrohte Investmentbank Lehman Brothers auf den Weg, die bis Montag früh noch hätte gestoppt werden können; doch hatten sich die Herren - Wochenende, Wochenende! - erst wieder auf 9.30 Uhr verabredet. Absurd? Einfach menschlich? Eher ein Missverständnis über den Wert der eigenen Arbeit.

"Samstags gehört Papi mir", haben Gewerkschafter in den 50er Jahren beim Kampf um die Fünftagewoche skandiert, und bis heute wird der wachsende Verlust des freien Wochenendes beklagt.

Die Mehrheit der Deutschen arbeitet sonntags nicht, aber immer mehr tun es doch - Journalisten zum Beispiel, deren Themen sich leider partout nicht an die Fünftagewoche halten wollen. Die Sonntagsarbeiter und jene, die sich unter der Woche in ihrem Beruf über Gebühr engagieren, staunen über die Arbeits- oder besser Freizeitmoral hochbezahlter KfW-Führungskräfte. Natürlich kann niemand 24 Stunden, sieben Tage je Woche im Dienst sein, muss jeder auch einmal abschalten. Wenn ein Manager nur für den Job lebt und das Leben ringsum nicht mehr wahrnimmt (wann auch?), wäre uns das nicht recht, denn wir wollen den wirklichkeitsnahen, in Familie und sozialem Umfeld verwurzelten Akteur.

Am Ende kommt es wie so oft auf den gesunden Menschenverstand an, wann sich einer zuständig fühlen und bei Bedarf zu jeder Zeit ins Büro eilen muss. Die Regel kann lauten: Je mehr einer verdient, je höher in der Hierarchie er steigt, desto umfassender ist er im Dienst.

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Quelle:
SZ vom 23.09.2008/mel
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