Süddeutsche Zeitung

Börse:Aus dem kleinen Göppingen in die große Fußballwelt

Lesezeit: 2 min

Die deutsche Softwarefirma Teamviewer wird für viel Geld Trikotsponsor bei Manchester United. Die Aktionäre sind entsetzt, die Aktie rauscht in die Tiefe.

Von Caspar Busse

Größenwahn oder eine gute Marketingstrategie? Das relativ kleine Hightech-Unternehmen Teamviewer aus dem schwäbischen Göppingen nimmt sehr viel Geld in die Hand, um den eigenen Firmennamen weltweit bekannt zu machen. Man werde neuer Haupt-Trikotsponsor von Manchester United, teilte die Firma am Freitag Nachmittag überraschend mit. Der Premier-League-Klub ist einer der weltweit bekanntesten Fußballvereine überhaupt, weltweit soll es rund 1,1 Milliarden Fans geben, auf allen Kontinenten.

Das hat seinen Preis: Derzeit wirbt der Premier-League-Klub auf den Trikots für die amerikanische Automarke Chevrolet aus dem General-Motors-Konzern. Der Verein erhält dafür nach Schätzungen rund 65 Millionen Euro im Jahr. Der Preis, den nun Teamviewer zahlen muss, dürfte nicht darunter, eher höher liegen. Bislang hatte die Firma keine große Werbung betrieben.

Die Anleger nahmen jedenfalls die Nachrichten sehr negativ auf, viele stießen ihre Papiere an. Die Teamviewer-Aktie gab zeitweise um mehr als 15 Prozent nach und fiel auf unter 36 Euro, es war der höchste Kursverlust der bisherigen Firmengeschichte. Die hohen Marketingausgaben werden nämlich in Zukunft den Gewinn deutlich schmälern: Die bereinigte operative Gewinnmarge werde im laufenden Jahr gemessen am Umsatz zwischen 49 und 51 Prozent liegen, teilte Teamviewer mit. Bisher waren 55 bis 57 Prozent in Aussicht gestellt worden.

Die 2005 gegründete und inzwischen an der Börse notierte Firma bietet Software an, mit der man aus der Ferne auf Geräte aller Art zugreifen kann, man kann damit diese steuern, verwalten, überwachen und reparieren - von Laptops und Mobiltelefonen bis zu Industriemaschinen und Robotern. Nach eigenen Angaben ist die Software bereits weltweit auf mehr als 2,5 Milliarden Geräten installiert. Teamviewer profitierte dabei auch von der Corona-Pandemie, weil die Nachfrage nach Fernsoftware zuletzt deutlich zulegte. Der Umsatz lag mit weltweit 1300 Mitarbeitern bei etwa 460 Millionen Euro. Ursprünglich war Teamviewer vollständig in Besitz des Finanzinvestors Permira gewesen, der hatte sich aber seit dem Börsengang 2019 schrittweise verabschiedet und mit dem Engagement einen hohen Gewinn gemacht.

Der Einstieg als Sponsor beim Premier-League-Verein soll den Schwaben nach eigenen Angaben eine globale Plattform bieten, um die Einsatzmöglichkeiten der Technologie besser zu präsentieren. Die neue Partnerschaft starte mit der Saison 2021/22 und laufe fünf Jahre, hieß es. "Wir sind sehr stolz, dass Manchester United uns als Technologie-Partner für die weitere Digitalisierung ausgewählt hat", sagte Teamviewer-Chef Oliver Steil. Die internationale Bekanntheit der Marke könne damit gesteigert werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5241295
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.