Süddeutsche Zeitung

Lufthansa:Jetzt gibt's  Geld zurück

Lesezeit: 1 min

Der Flugkonzern verspricht deutlich schnellere Rückzahlungen: Bis September sollen alle Kunden, deren Flüge wegen Corona gestrichen wurden, den Flugpreis erstattet bekommen. Bislang wurden oft nur Gutscheine angeboten. Das soll sich ändern.

Von Viktoria Spinrad, Düsseldorf/München

Nach dem Lockdown und einer umfassenden Flugplanänderung will Lufthansa den Kunden bis September alle Ticketpreise für coronabedingte Flugausfälle erstatten. In den nächsten vier bis sechs Wochen würden "große dreistellige Millionenbeträge im Monat ausgezahlt", kündigte Vorstandsmitglied Harry Hohmeister in einem Interview mit der FAZ an.

Jeder Kunde, der Anrecht auf eine Erstattung habe, "wird diese auch auf jeden Fall von uns bekommen", so Hohmeister. Bisher war es bei den Erstattungen zu teils monatelangen Verzögerungen gekommen. Verbraucherschützer kritisierten das als Kalkül. Hohmeister spricht dagegen von aufwendigen Einzelprüfungen und mangelnder Infrastruktur in den Home-Offices der Mitarbeiter. Als die Technik im Home-Office dann im April funktionierte, sei der lange Rückstau schon da gewesen. "Wir sind von dieser Krise überrollt worden", so Hohmeister.

Die Pandemie wurde für Lufthansa zu einer großen wirtschaftlichen Krise: Sie musste mit Milliardenhilfen vom Staat gerettet werden. Einen Zusammenhang mit den Rückzahlungen bestreitet Hohmeister: "Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun." Bis heute habe man etwa 1,4 Milliarden Euro an Erstattungen ausgezahlt. Mittlerweile gebe es mehr als zwei Millionen Erstattungsanfragen.

Innerhalb der nächsten zehn bis 14 Tage werde man die automatisierten Prozesse wieder einschalten. Um alle Erstattungen für Flüge bis Ende Juni abzuarbeiten, werde es dann trotzdem noch vier bis sechs Wochen dauern. Um den Flugplan an die veränderten Bedingungen anzupassen, habe die Airline die "größte Flugplanänderung aller Zeiten durchgeführt" - mit 250 000 Änderungen bis Ende Oktober, sagte Hohmeister. Das habe zu fast sechs Millionen Umbuchungen geführt.

Nach EU-Recht müssen Fluggesellschaften bei annullierten Flügen Kunden den Flugpreis innerhalb von sieben Tagen erstatten. Doch viele Airlines, darunter auch die Lufthansa, versuchten stattdessen, Kunden mit Gutscheinen abzuspeisen. Erstattungen verliefen dagegen nur schleppend. In der Folge hatte das Verbraucherportal Flightright angekündigt, im Namen betroffener Passagiere zu klagen. Vor zwei Wochen beschloss der Bundestag, dass Reiseveranstalter Kunden von abgesagten Pauschalreisen zwar einen Gutschein statt einer Erstattung anbieten können, diese den aber nicht annehmen müssen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4973060
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.07.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.