Süddeutsche Zeitung

Tierversuche:Versuchslabor darf keine Tiere mehr halten

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Heimliche Aufnahmen hatten gequälte Affen und Hunde in einer Einrichtung im Landkreis Harburg gezeigt. Nun suchen 96 Tiere neue Besitzer.

Von Katrin Langhans, München

Der Landkreis Harburg entzieht dem Versuchslabor Laboratory of Pharmacology and Toxicology (LPT) in Mienenbüttel die Erlaubnis.

Das LPT, eines der größten privaten Versuchslabore Deutschlands, war in die Kritik geraten, nachdem ein Mitarbeiter der Organisation SOKO Tierschutz Aufnahmen von gequälten Affen und Hunden veröffentlicht hatte. Die Süddeutsche Zeitung und das Nachrichtenmagazin Fakt hatten im Oktober 2019 zuerst über die Missstände berichtet. Die Bilder zeigten Affen in viel zu kleinen Käfigen, apathische Hunde und Tierpfleger, die teils grob mit den Tieren umgingen.

Das LPT erhält Aufträge von Chemie- und Pharmafirmen, um beispielsweise gesetzlich vorgeschriebene Giftigkeitsprüfungen für Chemikalien durchzuführen. Nach dem Bekanntwerden der Missstände hatten das zuständige Veterinäramt und das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eine Strafanzeige gestellt, die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen laufen. Nach einer Sonderkontrolle hatte das Veterinäramt das Labor aufgefordert, die Affen aus den zu kleinen Käfigen zu nehmen. Wenige Tage später teilte das Landesamt mit, man werde dem LPT keine neuen Genehmigungen für Tierversuche mehr ausstellen. Kontrolleure hatten einige Abweichungen zwischen den Inhalten der Genehmigungen und den Gegebenheiten vor Ort festgestellt.

Das Labor hat zwei Wochen Zeit, alle Tiere abzugeben

Wegen der laufenden Ermittlungen teilt das Landratsamt keine Details zur Entscheidung mit, dem Labor nun gänzlich die Erlaubnis zur Tierhaltung zu entziehen. "Wir begrüßen das konsequente Vorgehen der Behörden", sagt Friedrich Mülln von SOKO Tierschutz. Der Fall zeige, dass Kontrollen und Auflagen verschärft werden müssten.

Der Betreiber des Versuchslabores LPT hat nun zwei Wochen Zeit, alle Tiere, die noch im Labor gehalten werden, abzugeben. Die Firma muss das Veterinäramt im Vorfeld über die neuen Besitzer informieren. Derzeit leben 96 Hunde in dem Labor. Weitere 49 Katzen und 80 Hunde wurden schon Anfang Januar an Tierschutzorganisationen und Privatpersonen vermittelt. Das LPT kann noch rechtliche Schritte gegen die Entscheidung einleiten. Auf eine Anfrage der SZ reagierte das LPT nicht.

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Quelle:
SZ vom 18.01.2020
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