Süddeutsche Zeitung

Kurswechsel beim Umtauschrecht:Ikea irritiert seine Kunden

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Ankündigung mit Medienecho

Ikea feiert das 40. Firmenjubiläum des schwedischen Möbelhauses in Deutschland - und verprellt nebenbei seine Kunden. Deutschland-Chef Peter Betzel hat angekündigt, das lebenslange Umtauschrecht einzuschränken. Nun wird es Auslegungssache, was Ikea zurücknimmt und was nicht.

Erst im August hatte das Möbelhaus in seinen deutschen Filialen das in einigen anderen Ländern bereits gültige lebenslange Umtauschrecht eingeführt - scheinbar uneingeschränkt auch für gebrauchte Produkte. Damit wollte Ikea in seinem wichtigsten Einzelmarkt - in Deutschland kommen auf 48 Filialen etwa 100 Millionen Besucher - noch mehr Kunden gewinnen.

Die Kehrtwende

Nun ruderte Betzel zurück und nahm abgenutzte Möbel von dem Versprechen aus: "Da geht es auch um gesunden Menschenverstand." Wer 15 Jahre mit seiner Küche glücklich sei, könne diese danach nicht einfach umtauschen: "Das Geschäftsmodell hält auch Ikea nicht aus."

Ikea will offenbar kein Risiko eingehen. Und das obwohl in anderen Ländern, in denen das Umtauschrecht bereits gilt, der Anteil der umgetauschten Produkte nicht deutlich gestiegen sei, wie eine Unternehmenssprecherin zuvor betont hatte.

Reaktionen

Kunden und Verbraucherschützer in Deutschland reagierten irritiert auf den Kurswechsel beim Umtauschrecht. "Das Versprechen ist ein reines Marketinginstrument", sagte Peter Lindackers von der Verbraucherzentrale NRW der Rheinischen Post. Thomas Roeb, Wirtschaftswissenschaftler an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, äußerte sich kritisch zur PR-Strategie des Möbelkonzerns: "Ikea läuft Gefahr, den Eindruck zu erwecken, die Kunden nicht ernst zu nehmen", sagte Roeb der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.

Ikea will in den kommenden Jahren 20 neue Ikea-Filialen in Deutschland eröffnen. Die deutschen Kunden steuern knapp vier Milliarden Euro zum Konzernumsatz bei, die Erlöse hierzulande sollen sich in den kommenden Jahren in etwa verdoppeln.

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