Süddeutsche Zeitung

Kundenservice:Die Postbank will nicht englisch sprechen

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Von Vivien Timmler

Joe Miller hat ein Problem: Seit über zwei Wochen wartet der Postbank-Kunde eigenen Angaben zufolge auf die Zusendung einer neuen Bankkarte samt PIN. Doch noch immer ist nichts angekommen. Er ärgert sich darüber, weil er ohne die Karte nur noch bar zahlen kann - und macht seiner Wut auf Twitter Luft. "Zeit, einfach die Bank zu wechseln", twittert er, "schlechtester Service jemals".

Der Kundenservice der Bank hätte mit einer kurzen Info reagieren können, sagen, wie lange es noch dauert. Vielleicht wäre Joe Miller schon zufrieden gewesen. Doch ein Mitarbeiter der Kommunikations-Abteilung der Postbank hat den schlechten Eindruck Millers durch seine Kommunikation noch bekräftigt. Er bedankte sich bei ihm für die Kontaufnahme, fügte aber noch etwas hinzu: Seine Frage solle Miller doch bitte auf Deutsch stellen. Eine Bitte, die der Mitarbeiter in tadellosem Englisch formulierte.

Schnell machte sich in dem sozialen Netzwerk Verwunderung breit. Das Geldhaus hantiert ganz offensichtlich mit englischen Begriffen wie "Online-Banking" und "Broker", bietet eine englische Homepage an, hat ganz offensichtlich Mitarbeiter, die des Englischen mächtig sind - und es ist ihnen trotzdem nicht möglich, eine simple Frage auf Englisch zu beantworten?

"Der Kollege hat vollkommen richtig gehandelt", sagt ein Postbank-Sprecher auf Anfrage. "Wir können derartige Anfragen aus juristischen Gründen nur auf Deutsch beantworten." Schließlich seien auch alle Vertragsunterlagen der Bank lediglich auf Deutsch verfügbar. Auf Twitter erklärte das Unternehmen die Sache hingegen ein klein wenig anders: Die Bank agiere nur innerhalb Deutschlands, weswegen die Unternehmenssprache Deutsch sei, schrieb der Kommunikations-Mitarbeiter. Dass längst nicht alle Bankkunden, die in Deutschland leben, automatisch Deutsch spechen, gerade nach der Einführung des Kontos für jedermann: egal.

Womit die Postbank-Mitarbeiter wohl nicht gerechnet haben: Bei dem verärgerten Miller handelte sich nicht um irgendeinen Kunden. Der Brite ist ein vergleichsweise bekannter E-Sport-Experte und Kommentator, dem auf Twitter rund 148 000 Accounts folgen. 148 000 Nutzern wurde die skurrile Kommunikation zwischen ihm und der Bank also potenziell in die Timeline gespült.

Dementsprechend groß war anschließend auch die Empörung. "Jeder lernt heutzutage genug Englisch in der Schule, um das zu beantworten", findet ein Nutzer. " Komisch. Das Bürogebäude mit dem Postbanklogo in London ist also gar nicht von Euch?", schreibt eine andere Nutzerin.

Der Postbank ist der Spott im Netz offenbar egal. Nur weil man auf Deutsch kommuniziere hieße das ja nicht, dass man sich gegen internationale Kunden sperre. Bei den Followern von Joe Miller hingegen, dürfte ein anderer Eindruck entstanden sein.

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