Süddeutsche Zeitung

Künstliche Intelligenz:Leere Büros, leere Fabriken

Lesezeit: 2 min

Organisieren Roboter bald Konferenzen oder designen Autos? Ein VW-Manager hat sehr konkrete Vorstellungen.

Von Ulrich Schäfer, Lissabon

Noch stehen die Roboter bei Volkswagen nur in der Fabrik, aber im Jahr 2025, davon ist VW-Vorstand Martin Hofmann überzeugt, werden sie bei dem Autokonzern auch in den Büros stehen: die "Robots", superschlaue Computer, voll ausgestattet mit künstlicher Intelligenz. Die "Robots" werden in den kommenden Jahren die Arbeit von sehr vielen Menschen bei VW übernehmen: von Buchhaltern und Planern, von Verkäufern und Designern.

Es ist, räumt Hofmann ein, eine "dramatische Entwicklung", die da auf Unternehmen wie Volkswagen zukommt, wenn sich jene Technologie durchsetzt, die in diesem Jahr zum großen Thema in der Wirtschaft geworden ist: künstliche Intelligenz (KI). "Unsere Büros werden 2025 so sein wie unsere Produktionshallen heute", sagt der Mann, der bei dem Konzern aus Wolfsburg für die Informationstechnologie verantwortlich ist. Also teils menschenleer.

"Robotic Enterprise: The future AI Company" hieß der Vortrag, den Hofmann dazu beim Web Summit in Lissabon gehalten hat. AI ist die englische Abkürzung für a rtificial intelligen c e, für künstliche Intelligenz. Und diese werde, so beschreibt es der VW-Manager, nicht bloß in die Fabrikhallen einziehen, wo die Roboter und Maschinen noch effizienter und selbständiger arbeiten werden. Sondern KI wird auch die Büros grundlegend verändern.

Die Welt im Jahr 2025, die Hofmann beschreibt, sieht so aus: Superschlaue Computer, die ständig lernen, werden vieles übernehmen, was bisher Menschen erledigen: Sie antworten, wenn Kunden oder Lieferanten fragen, automatisch mit Hilfe von sogenannten Bots. Sie entscheiden selbständig, wie VW für seine mehr als 200 Modelle die Preise von Land zu Land anpasst, sie entwerfen sogar Autos und rechnen aus, wie sich die Entwürfe in der Fabrik umsetzen lassen. Sie werden auch die Buchhaltung überwachen, den Ein- und Ausgang von Zahlungen, weshalb Hofmann glaubt: "In zehn Jahren wird es in großen Unternehmen keine Controller mehr geben."

Sprachcomputer beantworten Fragen, gleichen Terminkalender ab, stellen Unterlagen zusammen

Auch Besprechungen werden, glaubt der VW-Vorstand, dank künstlicher Intelligenz künftig anders ablaufen. Wenn ein Sprachcomputer wie Google Home auf dem Tisch steht, beantwortet dieser nicht bloß Fragen, die Manager zu bestimmten Daten haben, sondern der Rechner plant nach dem Ende der Sitzung automatisch den nächsten Termin, gleicht diesen mit den elektronischen Kalendern aller Teilnehmer ab, stellt die Unterlagen für die nächste Sitzung zusammen und versendet diese an alle. "Das wird in fünf bis sechs Jahren üblich sein", glaubt der VW-Mann.

Hofmann ist sich bewusst, welche Herausforderungen dieser Wandel mit sich bringt - zumal für VW, das aufgrund der Dieselaffäre ohnehin Jobs abbauen wird. Man müsse die Mitarbeiter im Umgang mit der Technik schulen und andere Aufgaben für sie finden, wenn sie nicht mehr mit den Routinetätigkeiten beschäftigt seien. Trotz des Einsatzes der künstlichen Intelligenz, fordert Hofmann, "muss der Mensch auch künftig weiterhin ein entscheidender Teil des Spiels sein".

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3243399
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 11.11.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.