Süddeutsche Zeitung

Korruptionsvorwürfe:Dobrindt fordert externe Kontrolle für Berliner Flughafen

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Die Verzögerung, das viele Geld, jetzt die Korruptionsvorwürfe. Verkehrsminister Dobrindt hat genug und will die Entwicklung der Baukosten des Berliner Flughafens BER künftig extern kontrollieren lassen. Die Eigentümer sollen hurtig zustimmen.

Von Daniela Kuhr und Thomas Öchsner, Berlin

Nach Bekanntwerden der Korruptionsvorwürfe am Berliner Flughafen BER will Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) die Entwicklung der Baukosten künftig extern kontrollieren lassen. Das erfuhr die Süddeutsche Zeitung am Sonntag aus Kreisen des Ministeriums. Demnach hat Dobrindt am vergangenen Mittwoch in einer internen Besprechung mit seiner Führungsmannschaft gesagt, die jüngsten Ereignisse am Flughafen seien "inakzeptabel". Der Minister habe darauf gedrängt, ein "externes Controlling" einzurichten, das ab sofort, "direkt und ausschließlich an die Eigentümer berichtet". Ein entsprechendes Konzept sollten die Fachleute im Ministerium bis zum Wochenende erarbeiten.

Nach der Vorstellung des Ministers soll eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft künftig die Projektfortschritte begleiten und den Kostenrahmen sowie die Vergabe weiterer Aufträge kontrollieren. Wie aus den Kreisen weiter verlautete, drängt Dobrindt darauf, dass die Eigentümer der Flughafengesellschaft noch vor der Sondersitzung des Aufsichtsrats an diesem Montag seinem Vorschlag zustimmen. Eigentümer der Flughafengesellschaft sind die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund.

Bei der Sondersitzung wird sich Geschäftsführer Hartmut Mehdorn zum Stand des aktuellen Korruptionsverfahrens äußern. Der bisherige, von Mehdorn eingestellte Technikchef Jochen Großmann war beurlaubt worden. Er steht im Verdacht, für die Vergabe eines lukrativen Auftrags 500 000 Euro verlangt zu haben. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit. Der Ingenieur sollte die Brandschutzanlage in Gang bringen und damit das Haupthindernis für die Öffnung des Flughafens überwinden.

Der Spiegel berichtete, Großmann habe bereits in der Zeit, als er nur als Berater für den BER tätig war, nahezu unkontrolliert lukrative Aufträge zur Umplanung der Entrauchungsanlage verteilen können. Den Zuschlag hätten Firmen erhalten, mit denen seine Dresdner Unternehmensgruppe Gicon langjährige Geschäftsbeziehungen gepflegt habe. Großmann wollte sich unter Hinweis auf die Ermittlungen nicht zu den Vorwürfen äußern.

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Quelle:
SZ vom 02.06.2014
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