Süddeutsche Zeitung

Knorr-Bremse:Der Krise trotzen

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Der Zulieferer Knorr-Bremse erwartet wieder Zuwächse - sobald die Delle im laufenden Geschäftsjahr überstanden ist.

Von Dieter Sürig, München

Sie motzen alte Straßenbahnen auf, die 20 Jahre weiterfahren können, tüfteln an einer Bremse, mit dem Lastkraftwagen ein Prozent weniger Sprit verbrauchen oder entwickeln ein kombiniertes System für Bremsen und Lenkung - wichtig für autonomes Fahren. Die Ideen beim Fahrzeugzulieferer Knorr-Bremse sind vielfältig, doch könnten die Rahmenbedingungen besser sein: Drohende Rezession, Flaute bei Nutzfahrzeugen und nun auch noch die Folgen des Coronavirus.

Konzernchef Bernd Eulitz zeigte sich in seiner ersten Jahrespressekonferenz dennoch vorsichtig optimistisch: Zwar erwartet er wegen des schwächelnden Lkw-Geschäfts für 2020 einen rückläufigen Gesamtumsatz auf 6,5 bis 6,9 Milliarden Euro, während dieser 2019 nach vorläufigen Zahlen 4,8 Prozent auf knapp 6,95 Milliarden Euro gestiegen ist. Bis 2022 plant der Konzern aber mit einem jährlichen organischen Umsatzplus von bis zu 5,5 Prozent.

"Der Corona-Effekt ist hier enthalten", stellte Eulitz klar. Zumal der Konzern in China gut 16 Prozent seines Umsatzes macht und auch diverse Werke betreibt. Er ist zuversichtlich, dass die Produktion in China bis Ende März wieder nach Plan laufen kann. "In vielen Werken arbeiten wieder 80 Prozent der Belegschaft", sagte er. Bisher habe Knorr-Bremse im China-Geschäft wegen Corona 60 Millionen Euro weniger Umsatz erzielt als geplant. "Wir haben die Chance, dies im zweiten Halbjahr aufzuholen". Auch deshalb, weil der Konzern sein Geld in China vor allem mit der staatlichen Bahnbranche verdiene und auf eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke hofft. "Wir sehen China weiterhin als einen unserer starken Wachstumsmärkte."

Bisher zeichnet sich für Knorr-Bremse keine Unterbrechung der Lieferketten ab. Die Produktion sei nicht in Gefahr, Kurzarbeit oder Stellenabbau seien kein Thema. Alles weitere sei nun vom Virus abhängig.

Die Nutzfahrzeugsparte des Konzerns dürfte 2020 nach Boomjahren Umsatz verlieren. Eulitz erwartet zehn bis 20 Prozent Minus in Europa, etwas weniger in Asien, jedoch bis zu 30 Prozent im Amerikageschäft. Das Ersatzteil- und Nachrüstgeschäft könne dies aber etwas ausgleichen. Das größere und profitablere Bahngeschäft dürfte kontinuierlich wachsen, weil die staatlichen Auftraggeber langfristiger planten. Eulitz verkündete zudem, dass Knorr-Bremse ab 2021 klimaneutral werden will - dazu sollen auch Ökostrom, Recycling und CO₂-Kompensationen beitragen.

Mit einem Ergebnisanstieg um 8,2 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro kletterte die Umsatzrendite 2019 um 0,4 Prozentpunkte auf 18,8 Prozent. Für 2020 erwartet Eulitz eine Umsatzrendite von 18 bis 19 Prozent. Die Knorr-Bremse-Aktie legte um 5,4 Prozent zu und war zeitweise größter Gewinner im Nebenwerteindex MDax.

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SZ vom 12.03.2020
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