Süddeutsche Zeitung

Verlage:Klett will Langenscheidt kaufen

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Es geht vor allem um die bekannten Wörterbücher. Beim Bundeskartellamt in Bonn wurde das Vorhaben bereits angemeldet.

Von Caspar Busse, München

Bei Papst Benedikt lag es früher angeblich immer griffbereit auf dem Schreibtisch. Auch der amerikanische Astronaut David Wolf benutzte einst ein Wörterbuch mit dem großen blauen "L" auf gelbem Grund, um sich in der russischen Raumstation Mir zurechtzufinden. Langenscheidt - die Marke ist nicht nur in Deutschland bekannt, sondern auch international. Die kleinen gelben Wörterbücher haben ganzen Generationen geholfen. Doch die Geschäfte sind schon seit Längerem schwieriger geworden. Heute kann man per Smartphone leicht Übersetzer-Apps nutzen oder gleich einen Sprachassistenten.

Nun wird über einen Verkauf des Traditionsunternehmens mit Sitz in München verhandelt. Die Stuttgarter Klett-Gruppe ist an einer Übernahme interessiert. Beim Bundeskartellamt in Bonn wurde das Vorhaben angemeldet, Klett will "wesentliche Vermögensteile" von Langenscheidt übernehmen, dabei geht es vor allem um den Bereich Wörterbücher. Die Stuttgarter sind mit der Marke Pons (blaue Schrift auf grünem Grund) einer der größten Wettbewerber. Klett - die Firma begann 1897 mit einer Druckerei - ist deutlich größer als Langenscheidt und auch international im Bereich Bildung aktiv, so gehören zur Gruppe 60 Unternehmen in 16 Ländern, darunter Fachverlage, eigene Schulen und Akademien. Der Umsatz liegt bei 613 Millionen Euro mit 5000 Mitarbeitern.

Langenscheidt wurde 1856 vom damals 22-jährigen Gustav Langenscheidt als Sprachverlag in Berlin gegründet. Das erste Produkt war ein Französisch-Selbstlernkurs mit der neuen Lautschrift "Methode Toussaint-Langenscheidt". 1863 wurde das erste Wörterbuch in Auftrag gegeben. Nach dem Bau der Mauer zog die Firma nach München um und expandierte, der Brockhaus-Verlag, die Reiseführer Polyglott und APA, Berlitz, Duden, Meyers wurden übernommen. Doch dann ging es bergab, Beteiligungen wurden wieder verkauft. 2012 musste sich die Familie Langenscheidt von der Mehrheit der Anteile verabschieden. Damals übernahm die Familienholding des Lotto-Unternehmers Walter Günther aus Bamberg die Firma. Vielleicht bleibt bald nur noch der weltbekannte Name übrig.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir den Sitz des Bundeskartellamts fälschlicherweise nach Berlin gelegt. Die Behörde hat jedoch ihren Sitz in Bonn.

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SZ vom 04.03.2019
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