Süddeutsche Zeitung

Jens Schulte-Bockum:Vodafone-Chef wirft überraschend hin

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Rückzug des Deutschland-Chefs

Der Chef von Vodafone Deutschland, Jens Schulte-Bockum, verlässt überraschend den Telekommunikationskonzern. Das Unternehmen teilte mit, Schulte-Bockum habe den Aufsichtsrat über seine Absicht informiert, innerhalb des laufenden Geschäftsjahrs von seinem Amt zurückzutreten. Zuvor hatten bereits die Rheinische Post und die Wirtschaftswoche über den Rücktritt berichtet.

Der Rückzug kommt unerwartet, weil Vodafone zuletzt wieder etwas bessere Zahlen für das Ende März 2015 abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt hatte. Die deutsche Tochter des britischen Konzerns hatte im dritten Quartal einen starken Zuwachs von Vertragskunden verzeichnet. Nach der Integration von Kabel Deutschland verbuchten die Düsseldorfer zudem Erfolge im Festnetzgeschäft. Doch ingesamt blieben die Erfolge bescheiden.

Spekulation über Gründe

Schulte-Bockum stand seit Oktober 2012 an der Spitze des Konzerns. Schulte-Bockum sagte zur Begründung lediglich: "Für mich ist es an der Zeit, mich Neuem zuzuwenden." Für eine Übergangszeit werde er die Geschäfte aber noch weiterführen. Vodafone-Welt-Chef Vittorio Colao dankte dem Manager für seine Arbeit. Noch im März vergangenem Jahres hatte Colao im Interview mit der Süddeutschen Zeitung beteuert, an seinem Mann fürs deutsche Geschäft festzuhalten: "Jens stemmt gerade die sehr nötige Wende." Deutschland trägt mit etwa elf Milliarden Euro fast ein Fünftel zum Konzernumsatz bei - so viel wie keine andere Tochtergesellschaft außerhalb des Heimatmarktes.

Bereits seit einiger Zeit soll es Spannungen zwischen Schulte-Bockum und der Konzernzentrale in England geben. Auch Schulte-Bockums Vorgänger Friedrich Joussen hatte einst hingeworfen, weil ihm die Briten nicht das nötige Geld für dringende Investitionen zur Verfügung stellen wollten. Bei der Qualität der Netze fiel Vodafone deshalb immer stärker gegen den mächtigen Rivalen Deutsche Telekom zurück.

Die Rheinische Post berichtete, dass das Unternehmen bei seinem Aufholrennen gegenüber der Deutschen Telekom weniger schnell vorangekommen sei, als dies der Mutterkonzern in London gehofft habe. Gegenüber der Wirtschaftswoche sprach Schulte-Bockum dem Bericht zufolge von "unüberbrückbaren Differenzen" mit der Konzernspitze.

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