Süddeutsche Zeitung

Insolvente Fluglinie:Lufthansa soll offenbar große Teile von Air Berlin übernehmen

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Knapp 40 Jahre nach der Gründung steht die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin vor der Zerschlagung. Den Löwenanteil soll offenbar die Lufthansa übernehmen, wie am Donnerstag von Insidern aus Verhandlungskreisen bekannt wurde. "Die Lufthansa bekommt den größten Teil", sagte ein mit den Verhandlungen Vertrauter der Nachrichtenagentur Reuters. Darin enthalten sei auch die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki. Dies bestätigten Verhandlungskreise gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Weitere Teile sollen an den britischen Billigflieger Easyjet gehen, ein weiterer Teil eventuell an die Thomas Cook-Tochter Condor. Darauf habe sich der Gläubigerausschuss verständigt, wie auch ein zweiter Insider bestätigte.

Die Verhandlungen gingen allerdings noch bis 12. Oktober weiter. Deshalb werde es am Montag noch keine abschließende Entscheidung im Air-Berlin-Aufsichtsrat über die Käufer geben, hieß es weiter. Von Air Berlin und Lufthansa war zunächst kein Kommentar zu erhalten.

Lufthansa will bis zu 78 Maschinen und 3000 Angestellte übernehmen

Laut SZ-Informationen waren bis zum Fristende am vergangenen Freitag 15 Kaufangebote eingegangen, zum Teil für nur kleine Teile der Air Berlin. Zwei, die Vorschläge von Wöhrl und Claassen, bezogen sich auf eine Gesamtübernahme. Zu den aussichtsreichsten Bietern gehörten die British Airways-Muttergesellschaft International Airlines Group (IAG), Lufthansa, EasyJet und Condor/Niki Lauda.

Die Lufthansa hatte bereits Einzelheiten ihrer Offerte bekanntgegeben: Insgesamt bis zu 78 Maschinen könnte Deutschlands größte Fluggesellschaft von der insolventen Airline übernehmen, wie Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwochabend in Frankfurt am Main sagte. An den Langstrecken-Flugzeugen von Air Berlin hat Lufthansa hingegen kein Interesse. Derzeit hat Lufthansa für seine Billig-Tochter Eurowings bereits 38 Maschinen samt Personal von Air Berlin geleast. Spohr sagte, es sei "oberste Priorität", diese Flugzeuge zu sichern. Darüber hinaus könne Lufthansa "um weitere 20 bis 40 Flugzeuge wachsen". Demnach könnte Lufthansa bis zu 3000 Air-Berlin-Angestellte übernehmen.

Insidern zufolge überlappten sich die Angebote zum Teil erheblich. Die Gebote von Lufthansa und IAG ähneln sich laut SZ-Informationen der Größe nach ebenso wie das von EasyJet und Condor, wie es hieß. Offenbar ist es auch denkbar, sowohl Lufthansa oder IAG auf der einen Seite sowie EasyJet auf der anderen Zusagen zu geben, denn in dieser Konstellation würden sie sich nicht überschneiden.

Air-Berlin-Sachwalter Lucas Flöther und der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus rechnen damit, dass die Europäische Kommission die Übernahmen kartellrechtlich prüfen wird, voraussichtlich bis Jahresende. Für die Finanzierung im November und Dezember müssten die Käufer sorgen.

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SZ.de/dpa/Reuters/mahu
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