Süddeutsche Zeitung

Insolvente Fluggesellschaft:Erneut zahlreiche Flugausfälle bei Air Berlin

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Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin muss auch am Mittwoch viele Flüge streichen. Grund dafür sind Krankmeldungen von Piloten. 149 Kapitäne und Copiloten hätten sich krank gemeldet, hieß es in einem internen Brief der Airline. Allein am Flughafen Düsseldorf sind bereits 30 von 182 Starts und Landungen gestrichen worden. In Hamburg entfallen bislang 14 Flüge, in Stuttgart sind zwölf Verbindungen betroffen. Im Tagesverlauf könnten weitere hinzukommen.

Bereits am Dienstag hatten sich etwa 200 Piloten krank gemeldet, zumeist kurzfristig. Mehr als 100 Flüge fielen aus, Tausende Passagiere waren betroffen. Die Kosten für die Airline beliefen sich nach internen Berechnungen auf etwa fünf Millionen Euro. Das Management sprach von einer existenzbedrohenden Situation für die Airline und kritisierte die Belegschaft, die Existenz des Unternehmens zu gefährden. Piloten haben sich dem Vernehmen nach am Dienstag für zwei Tage krankschreiben lassen. Deshalb wird die entscheidende Frage sein, ob sie am Donnerstag ins Cockpit zurückkehren.

Air Berlin musste vergangenen Monat Insolvenz anmelden, nachdem Anteilseigner Etihad kein weiteres Geld mehr in das kriselnde Unternehmen stecken wollte. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) appelierte an die Piloten, deren Verhalten zu überdenken. "Ich wünsche mir, dass alle Beteiligten an den Gesprächen um die Zukunft von Air Berlin die Nerven behalten und versuchen, das Beste für die Beschäftigten zu erreichen", sagte sie der Bild. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte, "den Flugbetrieb jetzt bestmöglich aufrechtzuerhalten und nicht die Kunden in Mitleidenschaft zu ziehen".

Vorstand, Pilotengewerkschaft und Betriebsrat riefen die gesunden Mitarbeiter dazu auf, zur Arbeit zu kommen. Das Management wies erneut auf die brenzlige Situation hin, in der sich die Air Berlin befindet: "Wir laufen massiv Gefahr, den Investorenprozess, den wir mit dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung begonnen haben, nicht mehr zu einem möglichst positiven Ende zu führen." Um Investoren nicht zu verschrecken und möglichst viele Arbeitsplätze zu retten, sei es "entscheidend, den Flugbetrieb kurzfristig zu stabilisieren".

Ein Generalbevollmächtigter verhandelt derzeit mit mehreren Interessenten über einen Verkauf der Fluggesellschaft. Eine Entscheidung könnte schon am 21. September fallen. Zu den Interessenten gehören neben der Lufthansa auch der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl, Niki-Gründer Niki Lauda sowie Easyjet und Condor.

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