Süddeutsche Zeitung

Honig:Oft ist nicht drin, was draufsteht

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Von Sven Lüüs

Menschen, die viel Geld für Honig bezahlen, wollen nicht nur ein Glas mit Brotaufstrich. Wer einen Wildblüten- oder Akazienhonig kauft, legt auch Wert darauf, wie sich die Bienen ernährten, die den Honig produziert haben und wo der Honig herkommt. Honigkäufer seien bewusstere Käufer als die von vergleichbaren Brotaufstrichen wie Nutella, sagt Marketingexperte Julian Voss von der Hochschule Göttingen. Auch, weil es beim Honig einige Richtlinien gibt, wie dieser hergestellt werden muss.

Honigabfüller schummeln aber oft, hat die Stiftung Warentest nun festgestellt. Jeder vierte Honig bekam die Note "mangelhaft". Drei von vier getesteten Wildblütenhonigen dürften diesen Namen eigentlich gar nicht tragen. Wildblütenhonige sollten aus dem Nektar von vielen verschiedenen Pflanzen stammen, die in der Wildnis wachsen. Tatsächlich kommen sie aber viel zu oft von nur einer Pflanzensorte oder gar von Nutz- oder Zierpflanzen. Gepanscht wird bei der Abfüllung: Dass verschiedene Sorten gemischt werden, sei eigentlich gar kein Problem, sagt Honigforscher Werner von der Ohe vom niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz. Wenn die Abfüller aber den Honig einer bestimmten Sorte mit Honigsorten mischen, die dort nicht hineingehörten, sei das eine "Täuschung der Verbraucher". Das sei der Hauptgrund für die schlechten Testergebnisse.

Oft kam der Honig auch nicht daher, wo er laut Beschriftung herkommen sollte. Vor allem Honig aus China werde zu selten entsprechend ausgewiesen, sagt von der Ohe. Das sei auch ein Grund dafür, dass fünf von sieben getesteten Akazienhonigen die Note "mangelhaft" erhalten haben. Einige Akazienhonige hatten auch bereits gegoren, stellten die Tester fest. Gegorener Honig schmeckt schlecht, gefährdet aber nicht die Gesundheit. Andere Akazienhonige wurden zu stark erhitzt. Bei starker Hitze verliert ein Honig Enzyme. "Die Händler sollen den Honig eigentlich so behandeln, dass die Inhaltsstoffe, die die Bienen geben, erhalten bleiben", sagt von der Ohe.

Der Mensch macht also das, was die Bienen als Naturprodukt produziert haben, zu einem nicht mehr so natürlichen Produkt. Von der Ohe schlägt vor, den Honig durch Labortests strenger zu kontrollieren. Die Testergebnisse zeigten, dass das nötig sei. Er sieht die Verantwortung sowohl bei den Herstellern als auch beim Staat.

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Quelle:
SZ vom 31.01.2019
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