Süddeutsche Zeitung

Hilfsangebot für Athen:Griechenlands letzte Chance

Das Defizit Athens ist höher als gedacht, bald wird die Regierung gar nichts mehr ausrichten können. Das Land sollte daher schnell die Hilfen von EU und IWF annehmen.

Christiane Schlötzer

Griechenlands Krisen-Premier Giorgos Papandreou macht häufig den Eindruck, als müsse er sein Land ganz persönlich aus dem Hades führen. So betätigt sich der Regierungschef auch als oberster Tourismus-Manager seines Landes und verkündet selbst die Aufhebung von Start- und Landegebühren an allen Inselflughäfen.

Derweil blockieren Gewerkschafter im Hafen Piräus Passagierfähren zu den Kykladen und in Athen Hoteleingänge. Das griechische Dilemma sieht, simpel gesagt, so aus: Zwar hat die Mehrheit der Griechen erkannt, dass sich in ihrem Land sehr viel ändern müsste. Zu viele aber nehmen immer noch an, ihr Staat werde alles schon irgendwie richten.

Dieser Staat wird vielleicht bald gar nichts mehr richten können. Das griechische Defizit ist noch höher als bisher bekannt, und die europäischen Statistiker, die nun die neuen Zahlen vorrechnen, raunen bereits von neuen Risiken. Griechenland muss aber schon jetzt für seine Staatsanleihen so viel Zinsen zahlen wie kein anderes Euro-Land. Würde Hellas seine Schulden nicht in der Gemeinschaftswährung notieren, wäre Griechenland wohl schon pleite.

Je tiefer der Abgrund aber zu sein scheint, desto weniger dürften die anderen Europäer geneigt sein, den Geldbeutel für Athen aufzumachen, weil nicht abzusehen ist, wie viel sie letztlich zahlen müssen. Deshalb redet die EU-Kommission die Bedeutung des neuen griechischen Rekordsdefizits jetzt auch klein.

Die Regierung in Athen sollte dies als eine letzte Chance sehen und sich nun endlich entschließen, die Hilfen von EU und Internationalem Währungsfonds auch anzunehmen - mit allen strengen Auflagen. Sonst könnte es bald zu spät dafür sein.

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Quelle:
SZ vom 23.04.2010
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