Süddeutsche Zeitung

Arbeitslosigkeit:250 Mal Hartz IV ohne Sanktionen

Von Lea Hampel, München

Der Berliner Verein "Sanktionsfrei" plant eine bundesweite Studie, um zu untersuchen, wie sich ein Leben ohne Sanktionen auf Menschen auswirkt, die Sozialleistungen beziehen. Dafür sucht der Verein ab Donnerstag 500 Menschen, die Hartz IV-Leistungen beziehen oder möglicherweise bald beziehen.

Herausfinden möchten die Berliner, welche Folgen es für Gesundheit, Arbeitsleben und die sozialen Beziehungen hat, wenn Menschen nicht damit rechnen müssen, beispielsweise für ein nicht angetretenes Bewerbungsgespräch finanzielle Einbußen zu haben.

250 Menschen sollen Sanktionen erstattet bekommen

Interessenten können sich auf einer Online-Plattform anmelden, die Teilnehmer werden per Los entschieden. Für die Studie von Februar 2019 bis Januar 2022 sollen sie vierteljährlich einen anonymen Fragebogen ausfüllen. Die Antworten wird ein Team um den Wirtschaftspsychologen Rainer Wieland vom Institut für Unternehmensforschung und Organisationspsychologie der Bergischen Universität Wuppertal auswerten. Während sie teilnehmen, sollen 250 der 500 Hartz-IV-Empfänger die Garantie haben, dass sie Sanktionen, die vom Hartz-IV-Regelsatz abweichen, erstattet bekommen.

Die zweite Hälfte der Teilnehmer wird die Kompensation nicht erhalten und weiter von den Sanktionen betroffen sein, damit die Auswirkungen verglichen werden können. Das Geld für den Versuch stammt von Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmen. Der Verein will "die Diskussion um Sanktionen auf ein wissenschaftliches Fundament" stellen. Der Verein ist gegen die Kürzung von Hartz-IV-Zahlungen und hilft Betroffenen beispielsweise juristisch.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2018
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