Süddeutsche Zeitung

Guo Guangchang:Verschwundener chinesischer Milliardär soll bei seiner Firma angerufen haben

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Seit etwa 24 Stunden fragen sich Manager auf der ganzen Welt: Wo ist Guo Guangchang? Der chinesische Star-Investor ist verschwunden. Er ist seit Donnerstag nicht mehr zu erreichen, hatte das chinesische Wirtschaftsmagazin Caixin berichtet. Nutzer von sozialen Netzwerken hätten beobachtet, wie er am Flughafen von Shanghai von Polizisten abgeführt worden sei. Chinesische Medien spekulieren, ob die Polizei ihn festnehmen wollte - oder ob er als Zeuge in einem anderen Fall aussagen soll.

Der Milliardär gilt als Warren Buffett Chinas, seine Firma Fosun investiert in viele Unternehmen und ist auch in Deutschland aktiv. Guo ist beispielsweise am Hamburger Modeunternehmen Tom Tailor beteiligt und will gerade zwei Banken übernehmen, das Traditionshaus Hauck & Aufhäuser und die BHF-Bank. Eine bekannte europäische Marke, die Fosun gehört, ist das Touristikunternehmen Club Med.

Telefonate als Privileg oder als Vorsichtsmaßnahme?

Die Hongkonger South China Morning Post berichtet nun, mit mehreren Quellen bei Fosun gesprochen zu haben. Guos "persönliche Freiheit" sei demnach zwar "eingeschränkt", zitiert die Zeitung zwei Konzernvertreter, ihm sei aber erlaubt, zu telefonieren.

Es ist schwierig zu bewerten, warum die Behörden Anrufe erlauben würden. Hat Guo so gute Beziehungen, dass ihm der Kontakt als Privileg eingeräumt wurde? Wollen die Behörden verhindern, dass die Vorzeigefirma Fosun in eine existenzielle Krise gerät, und erlauben Guo, das Unternehmen weiter zu steuern? Ist das ein Hinweis darauf, dass er nicht so bald freikommen wird?

Die Aktien von Fosun wurden am Freitagmorgen in Hongkong aus dem Handel genommen - ein deutliches Warnsignal. Die Firma beantrage, den Handel auszusetzen, um später weitere Informationen bekannt zu geben, heißt in einer Mitteilung ( PDF). Unter dieser Ankündigung wird betont, dass Guo Guangchang zum jetzigen Zeitpunkt einer der Vorstände von Fosun ist.

Ohne Guos Unterschrift läuft bei Fosun wohl nichts

Die Geschäfte sollen derzeit aber weiterlaufen. Banken würden allerdings Druck auf das Unternehmen machen, die Lage schnellstmöglich aufzuklären, schreibt die South China Morning Post. Fosun schiebe täglich viel Kapital hin und her, zitiert die Zeitung einen Firmeninsider. "Es wäre problematisch, wenn Guo wichtige Dokumente nicht unterschreiben kann", soll er gesagt haben. "Es wäre noch problematischer, wenn wir nicht wissen, warum und wie lange er nicht hier ist." Noch an diesem Freitag soll Fosun der Zeitung zufolge weitere Informationen bekannt geben.

Im Sommer, als in China die Börsen bebten, ließen die Behörden für ein paar Tage Li Yifei verschwinden. Sie führt die China-Abteilung eines der weltweit größten Hedgefonds, der Man Group. Li selbst schilderte die Geschichte nach ihrem Wiederauftauchen ein bisschen anders. "Ich war nach so vielen Meetings müde, deswegen habe ich mehrere Tage frei genommen, um zu meditieren", sagte sie der Financial Times. Sie habe Gemüsesaft getrunken, Nüsse gegessen und sei in den Bergen wandern gewesen. Währenddessen habe sie ihr Handy ausgeschaltet.

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