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Griechenland-Verhandlungen:Varoufakis soll vertrauliche Gespräche aufgezeichnet haben

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"Er sagt, dass er das Treffen aufgezeichnet hat"

Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis hat angeblich vertrauliche Gespräche der Euro-Finanzminister bei ihrem Treffen in Riga im April mitgeschnitten. Das soll er im Interview mit der US-Journalistin Suzy Hansen zugegeben haben. Hansen schreibt in der New York Times: "Er sagt, dass er das Treffen aufgezeichnet hat, er jedoch die Aufnahme wegen Vertraulichkeitsvorschriften nicht veröffentlichen kann."

Die Vorwürfe könnten weiteren Ärger für Varoufakis bedeuten. Zuletzt war er von seinem Premier Tsipras in den Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern entmachtet worden. Griechenland und seine Geldgeber haben sich trotz Fortschritten immer noch nicht auf ein Reformpaket geeinigt. Ein Abschluss ist die Voraussetzung für das Auszahlen von Milliardenhilfen.

Erstaunen in Brüssel

Berichte, wonach der Varoufakis eine Eurogruppensitzung mitgeschnitten haben soll, stießen in Brüssel auf Erstaunen. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem habe deutlich gemacht, dass die Treffen der von ihm geführten Euro-Finanzminister vertraulich seien. Das sagte eine Sprecherin der EU-Kommission. "Wir verlassen uns auf jede anwesende Person, diese Vertraulichkeit zu respektieren", hieß es.

Erneutes Treffen in Riga gilt als letzte Chance

Mit einem erneuten Treffen in Riga, dem Ostpartnerschafts-Gipfel, beginnt vom Donnerstag an eine Serie internationaler Spitzentreffen, bei denen mögliche Kompromisse ausgelotet werden sollen. Das ist die letzte Chance, denn die Kassen in Athen sind leer. Ist beim zweitägigen Gipfel in Riga mit einem Durchbruch in der Griechenland-Frage zu rechnen? Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hält das für unwahrscheinlich. Auch Diplomaten sind skeptisch. Die Experten-Verhandlungen zwischen den Geldgebern und Athen in Brüssel gehen während des Gipfels weiter - bis ins Pfingstwochenende hinein.

Die Zeit drängt, der Staatsbankrott rückt näher

Griechenland rennt nach den Worten von Varoufakis im Kampf gegen den Staatsbankrott die Zeit davon. Eine Einigung mit den internationalen Gläubigern müsse spätestens in der ersten Juni-Woche erzielt werden, sagte Varoufakis am Mittwoch. Eine Vereinbarung über die Auszahlung weiterer Gelder aus dem aktuellen Hilfspaket ist bisher an unterschiedlichen Auffassungen bezüglich Renten- und Arbeitsmarktreformen sowie Haushaltszielen gescheitert.

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