Süddeutsche Zeitung

Globale Wirtschaftskrise:Weltbank sieht schwarz für 2009

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Folgen der Krise: In Japan bricht die Wirtschaft ein, immer mehr US-Immobilien werden zwangsversteigert - und die Weltbank warnt, alles könnte noch schlimmer kommen.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise zieht die gesamte Weltwirtschaft nach unten. Nach Einschätzung von Weltbank-Präsident Robert Zoellick wird die Wirtschaftsleistung weltweit in diesem Jahr um ein bis zwei Prozent schrumpfen. Es sei das schlimmste wirtschaftliche Umfeld seit den 30er Jahren, sagte Zoellick der Zeitung Daily Mail. "Dies sind ernste und gefährliche Zeiten."

Der Handel werde voraussichtlich den größten Rückgang seit 80 Jahren erleben, zitierte die Zeitung Zoellick weiter.

Besonders hart getroffen seien die Länder in Mittel- und Osteuropa. Aus diesem Grund forderte der Weltbank-Präsident, im Zentrum des G20-Gipfels im kommenden Monat müsse die Lösung der Probleme im Bankensektor stehen. Konjunkturprogramme würden nur für ein vorübergehendes Hoch sorgen, wenn das Bankensystem nicht wieder in Ordnung gebracht werde.

Wie stark die Wirtschaft bereits von der Krise belastet ist, zeigt das Beispiel Japan. Dort ist das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal zum Vorquartal preisbereinigt um 3,2 Prozent geschrumpft. Dies ist der stärkste Einbruch seit der Ölkrise 1974. Die von der japanischen Regierung am Donnerstag vor dem Tokioter Börsenbeginn veröffentlichten revidierten Daten wiesen zudem aufs Jahr hochgerechnet einen Rückgang des BIP um 12,1 Prozent aus.

Bewährte Instrumente

Die Turbulenzen haben aber auch Europa im Griff. Besonders die östlichen Länder der Euro-Zone leiden derzeit gewaltig - und bringen die Stabilität des europäischen Wirtschaftssystems in Gefahr.

Daher hat Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) vor Diskussionen über ein Auseinanderbrechen der Euroländer gewarnt. Derartige Spekulationen seien völlig abwegig und hochgefährlich, sagte Steinbrück der Südwest Presse. "Die Eurozone ist absolut stabil."

Er halte es nicht für denkbar, dass ein Land den Euro wieder abschaffe. "Die damit verbundenen Kosten wären exorbitant, und das Land wäre für Spekulationen extrem anfällig", warnte Steinbrück. Spekulationen, dass ein Land in konkreten Zahlungsschwierigkeiten sei, seien ein Spiel mit dem Feuer. "Tatsache ist: Alle Euro-Länder bekommen nach wie vor Kredite, nur teilweise zu höheren Zinsen."

Auf die Frage, ob Deutschland in Not geratenen EU-Ländern wie Rumänien helfen müsse, sagte Steinbrück, um EU-Ländern außerhalb der Eurozone zu helfen gebe es bewährte Instrumente. Dies zeigten die Beispiele Ungarn und Lettland.

Mit Blick auf das Treffen der G20-Staaten Anfang April in London sagte Steinbrück, schon beim ersten Gipfel in Washington im vergangenen November sei festgelegt worden, dass kein Finanzmarkt, kein Finanzmarktprodukt und kein Marktteilnehmer unreguliert und ohne Aufsicht bleiben solle.

"Von London muss das klare Signal ausgehen, dass die G20 diesen Grundsatz in Maßnahmen umsetzt. Konkret geht es dabei zum Beispiel um grenzüberschreitende Bankenaufsicht und gemeinsame Maßnahmen gegen Steueroasen."

Mehr Zwangsversteigerungen in den USA

Unterdessen belastet die Krise auch den amerikanischen Immobiliensektor immer stärker. Die Zahl der von einer Zwangsversteigerung bedrohten Hausbesitzer in den USA ist im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 30 Prozent gestiegen. Das teilte das Unternehmen RealtyTrac mit, das in allen US-Staaten Informationen über Hypotheken sammelt. Fast 291.000 Hausbesitzer hätten im vergangenen Monat mindestens einen Mahnbescheid bekommen, das sei eine Zunahme gegenüber dem Januar um sechs Prozent.

Zu der Zunahme sei es trotz eines zeitweisen Stopps der Zwangsvollstreckungsprozeduren durch die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac sowie großer Banken wie JPMorgan Chase, Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America gekommen. Sie hatten dies zum Start einer 75-Milliarden-Dollar-Finanzspritze der Regierung von Präsident Barack Obama zugesagt, die vergangene Woche in Gang gesetzt wurde.

In einigen Staaten wie Florida und New York endeten diese zeitweiligen Stopps aber bereits wieder. Diese beiden Staaten sowie Idaho, Illinois und Oregon verzeichneten einen größeren Anstieg. Gepfändet wurden laut RealtyTrac im Februar 74.000 Immobilien.

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