Süddeutsche Zeitung

Flughafen Berlin Brandenburg:Wohl nicht ganz dicht

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Und ständig grüßt die Brandschutzanlage: Das teure System im Berliner Flughafen BER ist einem Medienbericht zufolge undicht. Und der Geschäftsbericht verschleiert angeblich Extrakosten von 666 Millionen Euro.

Der Ärger will und will nicht abreißen: Medienberichten zufolge geht das Debakel um den Berliner Großflughafen BER in die nächste Runde. Zum einen soll es neue Probleme mit der Brandschutzanlage geben. Teile der 18 Kilometer langen Entrauchungskanäle seien undicht und müssten nachbessert werden, berichtet die Bild am Sonntag. Das habe ein Kaltgasrauchtest mit Überdruck ergeben.

Flughafenchef Hartmut Mehdorn soll im Haushaltsausschuss des Bundestags am vergangenen Mittwoch der Zeitung zufolge von "Pfusch am Bau" gesprochen haben, gegen den er "radikal vorgehen" werde. Die betroffenen Baufirmen müssten die Schäden auf eigene Kosten beheben. Die Ausbesserungsarbeiten würden mehrere Wochen dauern.

Doch nicht nur die Unternehmen, die an der Fertigstellung des Flughafens arbeiten, sehen sich mit neuen Vorwürfen konfrontiert. Dem Nachrichtenmagazin Spiegel zufolge sind die finanziellen Belastungen für die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg weit höher als in der Unternehmensbilanz ausgewiesen.

"Bilanzkosmetik" - aber "rechtlich sauber"?

Allein im Geschäftsjahr 2012 habe die Gesellschaft zu erwartende Kosten in Höhe von 666 Millionen Euro nicht erfasst, so der Spiegel. Weder die 444 Millionen Euro, die für den Schallschutz der Anwohner am BER vorgesehen waren, noch bereits gestellte, aber nicht beglichene Rechnungen und Nachträge der Baufirmen in Höhe von 222 Millionen Euro tauchten in der Bilanz auf. Im Geschäftsbericht würden sie lediglich im Kleingedruckten erwähnt, versteckt in den Erläuterungen zu "außerbilanziellen Geschäften".

Der Finanzwissenschaftler Friedrich Thießen aus Chemnitz nennt dies in dem Nachrichtenmagazin "Bilanzkosmetik, die offenbar die wahren Belastungen verschleiern soll". Ein Sprecher der Flughafengesellschaft weist den Vorwurf hingegen zurück: "Wir haben rechtlich sauber gearbeitet, und die Wirtschaftsprüfer haben uns das auch bestätigt." Der Bundesrechnungshof hatte kürzlich Flughafenchef Hartmut Mehdorn ermahnt, "belastbare" Finanzdaten vorzulegen. Bis heute ist nicht einmal der komplette Geschäftsbericht für das Jahr 2013 verabschiedet.

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