Süddeutsche Zeitung

Finanzkrise:Steinbrück malt schwarz für 2009

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Finanzminister Steinbrück warnt die Bankmanager davor, aus falschem Prestige-Denken die staatlichen Hilfen nicht in Anspruch zu nehmen.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat die Bankmanager davor gewarnt, aus falschem Prestige-Denken die Hilfen des Staates zu verweigern. "Ich hielte es für unverantwortlich, wenn ein Bankvorstand den Schutzschirm des Staates nicht in Anspruch nehmen und so vorsätzlich einen Zusammenbruch seines Instituts in Kauf nehmen würde. Das wäre ein ziemliches Ding", sagte Steinbrück der Bild am Sonntag.

Nach Einschätzung des Bundesfinanzministers wird die Finanzkrise Deutschland mindestens noch bis Ende nächsten Jahres zu schaffen machen wird. "Die Gefahr eines Zusammenbruchs ist noch lange nicht vorüber. Jede Entwarnung wäre falsch", sagte Steinbrück der Bild am Sonntag auf die Frage nach der Gefahr eines Kollapses der Finanzmärkte.

"Wir haben es nach wie vor mit einer gefährlichen Situation zu tun. Ich streue keinem Bürger Sand in die Augen und sage: Wir haben alles unter Kontrolle." Das Rettungspaket habe eine Laufzeit bis Ende nächsten Jahres. "Und so lange werden wir es sicher auch benötigen."

Über mögliche Belastungen für den Bundeshaushalt durch das Rettungspaket von etwa 500 Milliarden Euro werde es erst zwischen 2010 und 2013 Klarheit geben, fuhr Steinbrück fort. Dann werde man sehen, ob das Paket echte Kosten verursache oder ob der Staat seine Anteile, die er von den Banken als Gegenleistung für Unterstützungsleistungen erhalten habe, so verkaufen könne, dass er Verluste ausgleichen könne.

Nach Ansicht des Finanzministers dürfe die Angst vor möglichen Gehaltskürzungen kein Handlungsmotiv für die Manager sein: "Das würde bedeuten, dass ein Banker sein Institut lieber untergehen ließe als dass er für die Laufzeit des Schirmes bis Ende 2009 für nur noch 500.000 Euro pro Jahr arbeitet. Das sollte er dann mal der Öffentlichkeit erklären", sagte der Minister: "Das ist für mich absolut unvorstellbar. Dann würde ich langsam verzweifeln an der Verantwortungsbereitschaft dieser Berufsklasse."

Die Tassen im Schrank lassen

Er möchte den Banker sehen, der die Rettung seiner Bank an seinem eigenen Gehalt scheitern lasse, sagte Steinbrück. "Der würde doch öffentlich ans Brett genagelt." Allerdings warnte er auch vor Pauschalkritik. "Ich halte überhaupt nichts von Kollektivschelte."

Mit scharfen Worten wies der Bundesfinanzminister die Pläne des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy für eine staatliche Beteiligung an Schlüsselindustrien zurück.

"Wollen wir Teile der deutschen Wirtschaft verstaatlichen? Der Staat soll von Medienkonzernen, Stahlfirmen, Autobauern Anteile erwerben? Können wir mal bitte die Tassen im Schrank lassen. Und in einem europäischen Fonds zahlen die Deutschen doch nur drauf".

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