Süddeutsche Zeitung

Finanzindustrie:Das Bankensterben geht unaufhaltsam weiter

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Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die Wege der Bankkunden zu den Filialen werden künftig weiter. Immer mehr Banken und Sparkassen schließen Zweigstellen - ob in Koblenz, Garmisch-Partenkirchen oder in Hamburg. Dies liegt nicht nur am hohen Kostendruck, den die Geldhäuser spüren, sondern in erster Linie am Trend zum Online-Banking. Im vergangenen Jahr, so zeigen Hochrechnungen des Analysehauses Barkow Consulting, schlossen Banken und Sparkassen fast jede zwanzigste Filiale. Demnach sank die Zahl der Zweigstellen auf zuletzt 30 594 - das sind gut 1500 Niederlassungen weniger als ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Vor zwanzig Jahren gab es in Deutschland noch mehr als 63 000 Filialen. In vielen Nachbarländern in Europa haben die Geldhäuser ihr Niederlassungsnetz zwar noch viel stärker ausgedünnt.

Deutschlands Filialdichte liegt europaweit aber allenfalls im Mittelfeld. Tatsächlich setzen den Trend nicht nur Volksbanken und Privatbanken, sondern auch die Sparkassen, die als kommunale Kreditinstitute auch einen öffentlichen Versorgungsauftrag erfüllen müssen. Auch sie jedoch spüren das veränderte Kundenverhalten. "Wir haben immer noch das dichteste Netz. Aber wenn eine Filiale nicht mehr besucht wird, hat es keinen Sinn, diese aufrechtzuerhalten", sagte Gerhard Grandke, Präsident des Sparkassenverbandes Hessen-Thüringen, in dieser Woche auf der Jahrespressekonferenz seines Verbandes.

Die 49 Sparkassen in Hessen und Thüringen schlossen 2017 sogar fast zwölf Prozent der Zweigstellen. Ob sich dieser Trend zumindest verlangsamen werde, dazu wollte Grandke noch keine Prognose abgeben. Das hänge allein vom Verhalten der Kunden ab.

Die Zahl der Geldautomaten ist seit Jahren stabil

Einen Lichtblick gibt es jedoch: Zumindest die Bargeldversorgung scheint noch nicht bedroht zu sein. Die Zahl der Geldautomaten jedenfalls ist seit Jahren stabil, beziehungsweise sie nimmt sogar leicht zu. In Hessen und Thüringen stieg die Zahl der Sparkassen-Selbstbedienungsfilialen im vergangenen Jahr sogar um 74 auf 439.

Das Sterben der Banken selbst indes setzte sich laut Daten von Barkow Consulting auch 2017 rasant fort. So verschwanden - in der Regel durch Fusionen - so viele Geldhäuser wie seit 2003 nicht mehr. Im vergangenen Jahr fiel die Zahl der Banken und Sparkassen um 4,7 Prozent auf 1800. Vor zwanzig Jahren gab es noch 3600 Kreditinstitute in Deutschland. Dieser Trend jedoch wird wohl das Filialsterben von Morgen nähren. "Wenn angrenzende Banken fusionieren, dann dünnen sie oft auch das Filialnetz aus", sagt Peter Barkow von Barkow Consulting.

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SZ vom 02.03.2018
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