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Finanzen:Kredite mit Minuszinsen sind nicht immer ein Vorteil

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Wer einen Kredit aufnimmt, zahlt normalerweise drauf. Nämlich Zinsen. Aber es geht auch andersherum. Immer wieder gibt es Werbung für Kredite mit "Minuszinsen"....

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Bremen (dpa/tmn) - Wer einen Kredit aufnimmt, zahlt normalerweise drauf. Nämlich Zinsen. Aber es geht auch andersherum. Immer wieder gibt es Werbung für Kredite mit „Minuszinsen“. Dabei leihen sich Verbraucher Geld von den Banken in Form eines Kredits und zahlen weniger zurück als sie bekommen haben.

Doch was so attraktiv wirkt, hat auch seine Tücken. „Oft sind bei Minuszinskrediten Vermittler zwischengeschaltet und diese Vermittler verschenken nicht aus Nächstenliebe Geld“, sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. Ihnen geht es um die Daten der Verbraucher, um ihnen später passgenaue Angebote zu unterbreiten.

Marketing-Strategie von Online-Vermittlern

Duygu Damar, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg, nennt Minuszinskreditangebote eine Marketing-Strategie von Vermittlern, die in der Regel online arbeiten.

Derzeit werden Minuszinskredite in der Regel als Sofortkredit bis zu einem Betrag von 1000 Euro angeboten. Aber wie bei jeder Kreditanfrage gilt auch bei einem Minuszinskredit: Die Bank, die letztendlich den Kredit vergibt, überprüft die Bonität - also die Wahrscheinlichkeit, dass Verbraucher den Kredit zurückzahlen können.

Dafür wird häufig bei einer Wirtschaftsauskunftei wie der Schufa die Kreditwürdigkeit angefragt. „Somit muss eine gute Bonität vorliegen, also auch ein regelmäßiges Einkommen“, sagt Oelmann. Selbstständige und Rentner sind nach ihren Angaben häufig von vornherein von Minuszinskreditangeboten ausgeschlossen.

Kredit bleibt Kredit

Unter dem Strich liegen bei Minuszinskreditangeboten dieselben Hürden vor wie bei anderen Verbraucherkrediten. In der Regel sind es digitale Anbieter, die Minuszinskredite anbieten. Sie zahlen an die Vermittler Provisionen, weshalb diese ein Interesse daran haben, so viele Kredite wie möglich zu vergeben.

Inzwischen schreiben aber auch Förderbanken wie die KfW Förderkredite mit Minuszinsen aus - um damit etwa Solaranlagen oder energieeffiziente Sanierungen zu fördern. „Diese Förderkredite werden jedoch von den Hausbanken vergeben, die wiederum eigene Margen berechnen können“, erklärt Oelmann. Damit fällt letztendlich doch noch ein leicht positiver Zinssatz auf den Kredit.

Kunden zahlen mit Daten

Abseits von Förderkrediten der KfW: „Minuszinskredite könnten eine Option für diejenigen sein, die sich in einem vorübergehenden Engpass befinden“, sagt Damar. Aber mehr als 1000 Euro können Verbraucher hierbei nicht aufnehmen.

Um einen solchen Kredit zu beantragen, müssen Interessierte viele persönliche Daten offenlegen. „Das können beispielsweise Informationen zu anderen Krediten, Sparverträgen, Versicherungen und Unterhaltspflichten sein“, zählt Oelmann auf.

Dazu wird ihr zufolge häufig Einblick in das Girokonto verlangt. „Interessierte müssen sich bewusst sein, dass sie mit ihren sensiblen Daten schon bei der Kreditanfrage bezahlen“, betont die Verbraucherschützerin. Je nach den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) können auch andere Geldhäuser und Kreditvermittler, die mit den Online-Portalen kooperieren, die Daten erhalten.

Auf Abschluss folgen viele neue Angebote

In der Praxis müssen sich Verbraucher auf Folgendes einstellen: Nach einem Antrag auf einen Minuszinskredit bekommen sie von den Vermittlern regelmäßig mehrere unterschiedliche Kreditangebote, die keinen Minuszinskredit darstellen. Das Kalkül dahinter: „Die Vermittler hoffen, dass Verbraucher künftig über sie größere Kredite abschließen“, erklärt Oelmann.

Sie verweist darauf, dass Vermittler oft mit einem Zinssatz „ab“ werben. Dabei richtet sich der tatsächliche Zinssatz an Kriterien wie der Laufzeit, Höhe und Bonität. „Demnach kann am Ende im Kreditantrag ein anderer Zinssatz stehen als erhofft“, warnt die Verbraucherschützerin.

© dpa-infocom, dpa:210119-99-86249/5

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