Süddeutsche Zeitung

Skandal um Nutzerdaten:Interne E-Mails belasten Facebook-Manager

Lesezeit: 1 min

Von Björn Finke, London

Die Dokumentensammlung hat 250 Seiten: interne E-Mails des Facebook-Managements, Präsentationen. Unten am Rand jeder Seite steht "Confidential" oder "Highly Confidential", vertraulich oder streng vertraulich. Doch seit diesem Mittwoch finden sich diese Firmeninterna des amerikanischen Online-Netzwerks auf der Webseite des britischen Parlaments. Der Ausschuss für Digitales, Kultur und Medien hat sie veröffentlicht. Die Parlamentarier untersuchen, wie der Konzern mit persönlichen Daten umgeht. Und nach Ansicht von Damian Collins, dem Vorsitzenden des Gremiums, zeigen die Papiere, dass die Kalifornier die Privatsphäre ihrer Nutzer nicht ausreichend schützen.

Anlass der Untersuchung ist der Skandal um die inzwischen insolvente britische Beratungsgesellschaft Cambridge Analytica. Das Unternehmen erstellte für Werbekunden Profile von Internetnutzern, um Reklame maßschneidern zu können. Dabei erhielt Cambridge Analytica unrechtmäßig Zugang zu den Daten von 87 Millionen Facebook-Nutzern. Eine App, ein Mini-Programm, das von manchen Facebook-Nutzern verwendet wurde, sammelte nicht nur die Daten derjenigen, sondern auch die von deren Freunden in dem Internet-Netzwerk. Die meisten dieser Freunde hatten aber nie ihre Einwilligung dafür erteilt.

Die E-Mails sind Beweismittel in einem Prozess

Facebook behauptet, solche Praktiken seit 2015 nicht mehr zu erlauben. Doch die Papiere, die das Parlament veröffentlichte, sollen belegen, dass Facebook bestimmten Unternehmen, die für den Konzern als Geschäftspartner wichtig sind, danach weiterhin Zugang zu den Daten der Facebook-Freunde von Nutzern gewährt hat. Zu den genannten Firmen gehören Airbnb, der Fahrdienst-Anbieter Lyft, Netflix und die Dating-Apps Badoo und Bumble.

Die E-Mails sind Beweismittel in einem Gerichtsprozess in Kalifornien. Dort verklagt der Entwickler einer App, die Firma Six4Three, den Konzern. Das Gericht entschied, dass die E-Mails und Präsentationen geheim bleiben sollen. Doch als ein Mitarbeiter von Six4Three zuletzt London besuchte und die Dateien dabei hatte, schaute im Hotelzimmer ein Abgesandter des Serjeant-at-Arms vorbei: Das ist der Sicherheitsbeauftragte des Unterhauses. Der Beamte konnte den Six4Three-Beschäftigten überzeugen, lieber die Dateien auszuhändigen, weil ihm ansonsten Gefängnis droht. Ein Sprecher von Facebook bestreitet nicht, dass die Dokumente authentisch sind, sagt aber, sie seien aus dem Zusammenhang gerissen und zeichneten ein falsches Bild.

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