EZB:Die Notenbank kann nicht alle glücklich machen
Niedrige Zinsen machen die Reichen reicher und die Armen ärmer. Das ist kein Skandal, sondern ein notwendiges Übel.
Kommentar von Catherine Hoffmann
Sie enteigne die Sparer, so lautet einer der populärsten Vorwürfe gegen die Europäische Zentralbank. Die Kritiker der Notenbank geißeln niedrige Leitzinsen und groß angelegte Anleihenkäufe als Programm für die Reichen auf Kosten der Armen. Das ist schön griffig und scheint nicht verkehrt zu sein.
Sinken nämlich die Zinsen, dann steigen die Aktienkurse und Immobilien werden teurer. Das freut vor allem Besserverdienende. Arme bekommen dagegen weniger Zinsen und müssen obendrein mehr Miete zahlen, so die griffige These der Populisten. Wer allein einem Tagesgeldkonto oder klassischen Sparbuch vertraut, ist der Dumme.
Es gibt kein Anrecht auf auskömmliche Sparzinsen
Alles schön und gut, nur leider verquer gedacht: Es ist nicht Aufgabe einer Notenbank, die Sparer glücklich zu machen. Und es gibt auch kein staatlich garantiertes Grundrecht auf sichere und risikofreie Renditen. Die Währungshüter sollen dafür sorgen, dass das Geld seinen Wert behält - das tun sie mit Erfolg. Und mit viel Glück können sie helfen, dass langfristig die Wirtschaft wächst und Arbeitsplätze geschaffen werden. Davon profitieren dann alle, auch Geringverdiener und die Mittelschicht.
Wer von der Notenbank auch noch Verteilungsgerechtigkeit verlangt, überfordert sie. Dafür sind andere zuständig, die nicht Geldpolitik machen, sondern "nur" Politik. Die übrigens sollten sich auch mal ums Wachstum kümmern.