Süddeutsche Zeitung

Eurogruppe:Wer folgt auf Dijsselbloem?

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Vier Kandidaten bewerben sich um den Eurogruppen-Vorsitz. Beste Chancen haben die Sozialdemokraten.

Von Alexander Mühlauer, Brüssel

Das Rennen um die Nachfolge von Euro-Gruppen-Präsident Jeroen Dijsselbloem spitzt sich zu. Portugal, Luxemburg, Lettland und die Slowakei haben sich um den Vorsitz des mächtigen Gremiums beworben. Der portugiesische Finanzminister Mário Centeno, sein slowakischer Kollege Peter Kažimír, der Luxemburger Pierre Gramegna und die lettische Ressortchefin Dana Reizniece-Ozola haben ihre Kandidatur eingereicht, teilte die Euro-Gruppe am Donnerstag mit. Eine endgültige Entscheidung soll am kommenden Montag beim Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel fallen.

Der amtierende Präsident, der niederländische Finanzminister Dijsselbloem, muss den Posten räumen, weil seine sozialdemokratische Partei nicht mehr der Regierungskoalition in Den Haag angehört; der Vorsitz der Euro-Gruppe wird traditionell von einem amtierenden Finanzminister ausgeübt. Der Euro-Gruppen-Präsident organisiert die regulär einmal im Monat stattfindenden Beratungen der Euro-Finanzminister und lotet Kompromisse in Streitfragen aus. Das Amt wird von dem Gremium mit einfacher Mehrheit für zweieinhalb Jahre vergeben.

Wie die Wahl ausgehen wird, ist offen. Am Rande des EU-Afrika-Gipfels gab es letzte Absprachen unter den Staats- und Regierungschefs. Dem Vernehmen nach konnte sich Portugal die Unterstützung mehrerer EU-Staaten sichern. Hinter Centeno habe sich bereits die italienische Regierung gestellt, hieß es etwa aus Rom. Wie sein slowakischer Kollege Kažimír gehört der Portugiese Centeno zur sozialdemokratischen Parteienfamilie in Europa. Dies dürfte die Chancen beider Kandidaten erhöhen, da die Präsidenten von EU-Kommission, Europäischem Rat und Europaparlament aus der christdemokratischen Europäischen Volkspartei kommen. Gemäß der Brüsseler Macht-Arithmetik wären die Sozialdemokraten am Zug.

Als möglicher Kandidat für den Euro- Gruppen-Vorsitz galt lange Zeit auch der französische Finanzminister Bruno Le Maire. Er erklärte aber, dass er genug mit den Reformen in seinem eigenen Land zu tun habe. Im Gespräch war außerdem der spanische Wirtschafts- und Finanzminister Luis de Guindos. Er gilt jedoch als aussichtsreichster Nachfolgekandidat des Portugiesen Vítor Constâncio im Amt des Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB).

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Quelle:
SZ vom 01.12.2017
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